Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/298

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„Er befindet sich in völliger Katalepsie! Man muß warten, bis er von selbst erwacht.“

„Ich glaube, man darf ihn nicht allein lassen.“

„Ich erwarte gerade seine Angehörigen. Aber vielleicht sollte man ihn ins Krankenhaus schaffen?“

„Dies ist etwas Schlimmeres als Krankheit!“

Zenon sank auf einen Stuhl, immer schmerzlichere Ahnungen peinigten ihn. Mr. Smith spazierte in Gedanken versunken im Zimmer umher, doch seine Augen flogen abschätzend von einem Gegenstand zum anderen. Seine trockenen, knöchernen Finger glitten voll Wohlbehagen über die seidenen Bezüge und berührten die Bronzen.

„An allen Wegen des Lebens lauert der Wahnsinn!“ sprach Zenon halblaut, als antworte er seinen eigenen Gedanken.

„Aber auf dem Weg, den Yoe gegangen ist, erfaßt er jeden. Ich bin ihn schon einmal gegangen, nur ein Wunder hat mich vor dem Abgrund gerettet.“

„Also sind Sie aus der Bruderschaft ausgetreten?“

„Ich sprach von den Wegen, die Yoe gegangen ist! Das sind die Wege der Verleugnung und teuflischer Überhebung. Die Wege der Empörer! Wir gehen diametral auseinander. Wir glauben an Gott, er verleugnet ihn. Wir lieben die Menschheit und arbeiten an ihrer Erlösung, – sie empfinden nur Haß und Abscheu gegen die Menschen. Sie verfluchen das Leben und wünschen seine Vernichtung. Ihr erhabenes ‚Ich‘ stellen sie der ganzen Welt gegenüber. Ich muß vor allen Dingen noch betonen, daß der Spiritismus ein Glaube ist, der sich auf dem Wissen

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/298&oldid=- (Version vom 1.8.2018)