ging er in ein Varietee. Die Vorstellung hatte bereits begonnen; die Musik dröhnte mit der ganzen Kraft der verstimmten Instrumente, und auf der Bühne wiegte sich die Ballettherde, Clowns prügelten sich, jemand sprang unter einer Kuppel hervor ins Wasser, das den Zuschauerraum von der Bühne trennte, und das Publikum klatschte Beifall und lachte. Zenon schaute ungemein gespannt zu, nur konnte er nicht ergründen, wo dies alles geschähe: in ihm oder irgendwo außerhalb seiner Augen? Doch ehe er es hatte feststellen können, stand er auf und drängte heftig dem Ausgang zu, ohne auf die Flüche der Gestoßenen zu achten.
Er hatte nämlich den kategorischen Befehl vernommen, er solle den Saal verlassen. Er stand eine Zeitlang auf dem Trottoir, wobei er sich ängstlich umsah, er schaute sogar in den Torwegen und Kellern nach und fuhr endlich, da er nicht mehr mußte, was er anfangen solle, eilig wieder nach Hause.
Mr. Smith kam ihm entgegen und sagte merkwürdig düster:
„Ich dachte schon, Sie würden nicht mehr kommen.“
„So haben Sie mich also gerufen, nicht wahr?“
„Ich rief nicht, aber ich habe sehr gewünscht, daß Sie so schnell wie möglich kämen.“
„Also Sie waren’s nicht! Haben Sie bei Yoe nachgeschaut? Ist er schon erwacht?“
„Ich komme eben von ihm! Vor einigen Minuten hat man ihn ins Irrenhaus gebracht! Ich gehe Ihnen mein Wort!“ fügte er hinzu, da er Zenons Erstaunen sah.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)