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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

II.
SENTA’S TOD.


„Treu bis zum Tod!“


Der Vater kehrt zurück. Vom Fels sah Erik, der junge Jäger, das Schiff. Senta will eilig den Vater begrüssen, doch Erik hält sie auf. Wissen möchte er noch das Eine: ob Senta ihn liebt, ob sie die Werbung des schlichten Jägersmannes, „der nur ein dürftig Gut sein eigen nennt,“ dem Vater gegenüber unterstützen werde. Ein böser, böser Traum hat den Armen erschreckt!


Auf hohem Felsen lag ich träumend,
Sah unter mir des Meeres Fluth;
Die Brandung hört’ ich, wie sie schäumend
Am Ufer traf der Wogen Wuth: –
Ein fremdes Schiff am nahen Strande,
Erblickt’ ich, seltsam, wunderbar:
Zwei Männer nahten sich dem Strande,
Der Ein’, ich sah’s, dein Vater war.


„Und der And’re?“ fragt Senta, geschlossenen Auges. Erik hat auch ihn nur zu gut erkannt, am schwarzen Wamms, an dem bleichen Gesicht und den düstern Blicken. Er sah im Traume, wie Senta, seine geliebte Senta, dem Fremden zu Füssen stürzte, dann in seinen Armen ruhte, den heissen Küssen des Frechen nicht wehrend! Ja, er muss gewahren, dass die Wogen, als gefällige Bundesgenossen, Beide entführen.


In höchster Verzückung ruft Senta:


Er sucht mich auf! Ich muss ihn seh’n!
Mit ihm muss ich zu Grunde geh’n!


Entsetzt über die grausige Wahrheit seines Traumes stürzt der verzweifelnde Erik hinweg.


An der Seite des Vaters Daland betritt der Holländer das Ufer. Als einfacher Seemann lässt sich dieser einführen:


Lang’ ohne Heimath, stets auf fernen, weiten Reisen,
In fremden Landen er der Schätze viel gewann.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)