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geben … Und das schlag dir aus dem Sinn, schlag dir's ganz aus dem Sinn. Eine Sünde ist’s!" Bislang schwankte Petro, nun aber Horpyna auf ibn einzureden fan- fing, wurde wieder der Zorn in ihm lebendig und in seiner Brust hämmerte es nur so. ,,Ich geh’ hin," erwidert er, ,,sag’ mir nicht’s, ich geh’ hin!"

III.

Der Tag war zu Ende, es wurde Nacht. Petro erlebte endlich die Mitter- nacht, kleidete sich an, nahm drei Säcke mit sich und einen Bohrer und ging zum Magazin. Es war eine finstere Nacht. Petro durchschritt seinen Garten und trat aufs Feld hinaus Seine Seele war eigentlich ganz ruhig. Er hatte sich einmal entschlossen, diese Tat auszuführen und dachte nicht mehr nach, was für eine Tat das war.,.Ich geh’ hin und stehle," sagte er sich und es schien ihm dies gar nichts Unrechtes zu sein, weil er ganz einfach das vorgessen hatte, wie wenn es sich überhaupt nicht lohnte, an so etwas zu denken. Ruhig und festen Schrittes ging er, ohne sich vor etwas zu fürchten. Da ist auch schon das Ackerfeld zu Ende und in der Ferne starrt etwas Dunkles. ,,Das Magazin," sagte sich Petro. ,,Beim Magazinswächter ist kein Licht mehr, es werden volle drei Säcke sein." Leichten Fusses schritt er weiter. Es ist nicht mehr weit. Aber, was ist das? In der Luft liess sich ein lautes Schreien vernehmen. Wahrscheinlich ein Uhu. Wiederum schreit es, miaut- nein, ein Käuzchen. Und Petro wurde es auf einmal angst. Irgend etwas verlegte ihm den Atem, laut pochte ihm das Herz in der Brust. Er blieb stehen und lauschte. Frostig rieselte es ihm über den Rücken. ,,Erwischen werden sie mich, erwischen! Ein Dieb! . . . Und wieder war es ihm, als bewürfe man ihn mit Schnee. Vor einer Weile noch war er mutig und ruhig und nun war das hin. Er bobte an allen Gliedern. ,,Gehen, oder nicht nicht gehen ?" überlegte er. Und wenn sie mich erwischen?" Er begann von neuem zu lauschon. Aber ringsherum herrschte eine so tiefe Stille. dass er das Pochen seines Herzens in der Brust hören konnte. ,,Vielleicht umkehren ? … Dann sind wir morgen wieder ohne Brot! … Nein, ich werde schon hingehen!" Und leise, schleichend näherte er sich dem Magazin. Als er ganz nahe herangekommen war, sah er spähend um sich. In dor Finsternis war nichts zu sehen. Da kroch er unter das Gebäude. Jahraus, jahrein schüttete er Getreide in den Speicherkasten und wusste, auf welcher Seite er sich befand. Vorsichtig kroch er zu dieser Stelle hin und legte sich nieder. Dann setzte er den Bohrer an und begann zu bohren. Das eingetrocknete Holz knisterte ein wenig. Petro hielt inne und lauschte. Dann bohrto er wieder weiter. Der Bohrer ging tiefer, immer tiefer ins Holz bald wird auch ein Loch da sein. Liegend drückte Petro mit aller Kraft auf den Bohrer.

(Schluss folgt.)
Empfohlene Zitierweise:
: Ruthenische Revue, Jahrgang 2.1904. Verlag der Ruthenischen Revue, Wien 1904, Seite {{{pagenum}}}. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RuthenischeRevue1904SelectedPages.pdf/464&oldid=- (Version vom 19.6.2022)