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Wolfgang Müller: Haidebilder aus der Senne

Haidebilder aus der Senne.


I.

Starr, unabsehbar, regungslos und braun,
So dehnen sich dahin die dürren Sennen,
Begrenzt im Süd durch weite flache Aun,
Im Nord durch Hügel, die im Abend brennen.

5
Am Himmel ziehn geballte Wolken schwer,

Hier roth beglüht, dort massenhaft umdüstert;
Der Sturmwind braust gewaltig sie daher,
Der mir am Fuß im Haidekraute flüstert.

Gedorrte Blätter wirft er mir um’s Haupt.

10
Wo wuchsen sie auf grünen Waldeswegen,

Die von den Mutterwipfeln frech geraubt,
Verlorne Kinder, wüst die Welt durchfegen?

Mir wird so trost- und heimathlos zu Muth,
Wie ich verhüllt dem Sturm entgegenstreite,

15
Als weht’ ich, solch ein Blatt, aus Sonnengluth

Fort in die todte, herbstesstarre Weite.

Empfohlene Zitierweise:
Gisbert von Vincke (Hrsg.): Sagen und Bilder aus Westfalen. Grote, Hamm 1856, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sagen_und_Bilder_aus_Westfalen_228.jpeg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)