Seite:Sagen und Bilder aus Westfalen 229.jpeg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wolfgang Müller: Haidebilder aus der Senne

II.

Sieh! im Gehölz verlieret sich der Weg,
Und mich umdüstern Eich- und Kieferwipfel;
Mit Freude folg’ ich mehr betretnem Steg,
Da glänzt ein weißes Burghaus durch die Gipfel.

5
Der schlanke Bau, die Thürme hochbedacht,

Sie spiegeln sich im stillen, glatten Weiher,
Steinlöwen stehen an den Thoren Wacht,
Und auf den Zinnen halten Tauben Feier.

Ich trete ein, mir wird des Gastes Recht,

10
Und Wein und Brod erquicken mich beim Mahle;

Es knüpft sich der Gespräche bunt Geflecht,
Und Lieder heben sich beim Lichterstrahle.

Ich ruh’ beglückt von wilden Wegen aus,
Und holde Träume halten mich umfangen;

15
Ich scheide segnend von dem frohen Haus,

Das frei den unbekannten Gast empfangen.

Gehobnen, frischen Muthes wandr’ ich fort,
Und mich umgeben wieder weite Haiden;
Dank jedem treuen Blick und guten Wort:

20
Am besten sühnt der Mensch doch alle Leiden.
Empfohlene Zitierweise:
Gisbert von Vincke (Hrsg.): Sagen und Bilder aus Westfalen. Grote, Hamm 1856, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sagen_und_Bilder_aus_Westfalen_229.jpeg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)