ordentlich und genau auf’s Korn nehmen können, dann setze man lieber noch einmal wieder ab und beginne von Neuem, denn viel besser ist es einen langsamen aber guten Schuß zu thun, als eine gute Ladung auf’s Ungewisse in’s Blaue hineinzufeuern und dadurch einfach wegzuwerfen.
Die Entfernung des Gegenstandes, nach dem man zielt, wird bei der Scheibenbüchse gewöhnlich durch verschiedene hohe und niedere Visiere bestimmt, hat man aber nur ein einziges, so muß sich der Schütze stets daran erinnern, daß er, je gröber er das Korn nimmt, desto höher schießt. Ist seine Büchse aber auf gestrichenes Korn und vielleicht auf 100 Schritt eingeschossen und will er beträchtlich weiter schießen, so muß er ein klein wenig höher halten, das ist dann jedoch nie ein sicherer Schuß.
Noch eins bleibt mir bei Visier und Korn zu erwähnen. Schießt die Büchse zu viel rechts oder links, so kann man dem dadurch sehr leicht abhelfen, daß man das Korn ein wenig zur Seite schlägt (das Visier, wenn es einmal ordentlich in der Mitte steht, läßt man lieber unberührt) und hierbei muß der Schießende nur das immer im Gedächtniß behalten, daß er das Korn nach der Seite schlägt, wohin die Büchse schießt. Schießt sie also zu viel links, so schlägt er das Korn ein klein wenig nach der linken Seite, dadurch wird er, wenn er wieder anlegt, genöthigt, den Lauf ein klein wenig mehr rechts hinüberzudrücken, um das Korn in’s Visier zu bekommen, und der frühere Fehler hebt sich dadurch. Ist es dagegen nöthig, daß er am Visier schlägt, so muß er dieses natürlich, wenn die Büchse z. B. links schießt, rechts hinüber klopfen.
Noch ein Gegenstand, der bei der Büchse die größte Aufmerksamkeit erfordert, ist der Doppeldrücker oder sogenannte Stecher. Da nämlich selbst die geringste Erschütterung oder Bewegung, das unbedeutenste Rücken, die Kugel aus ihrer Richtung bringt, so ist man auf einen Ausweg gefallen das Abdrücken so leicht und rasch als möglich zu bewerkstelligen. Man hat nämlich eine Art Hebel erfunden, der den Drücker im voraus aushebt und auf seinem äußersten schärfsten Rande festhält – die leiseste Berührung und er schnappt herunter, der unbedeutenste Druck, und der Hahn schlägt auf das Kupferhütchen nieder. Leicht erklärlich ist es dabei, wie solche Drücker auch die größte Aufmerksamkeit erfordern, damit ebensowenig ein Unglück damit geschieht, als auch, selbst schon beim Anlegen, die Büchse nicht früher losgeht als der Schießende beabsichtigt, und ehe er sein Ziel in’s Auge gefaßt, sobald nämlich der nicht daran gewöhnte Finger, nur im leisen Fühlen nach dem Drücker, diesen berührt und zugleich abdrückt. Deshalb ist die Büchse auch für Laien eine höchst gefährliche Waffe und diesen weit eher ein Gewehr mit einfachem, gewöhnlichem Drücker anzurathen. Der beste Schutz gegen zu frühes Abfeuern ist übrigens der, daß man sich daran gewöhnt, sobald man den Hahn aufgezogen hat und im Begriff ist zu schießen, vor allen Dingen sticht, d. h.
Friedrich Gerstäcker: Schießwaffen. Otto Wigand, Leipzig [1848], Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schie%C3%9Fwaffen-Gerstaecker-1848.djvu/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)