doch du bist einigermaßen weniger zu beklagen – Vielleicht giebts doch noch irgend mitleidige Menschen, die sich einer armen Waise annehmen; aber deine Mutter und Schwester.
Liesch. Haben wir denn nicht Brod genug, und Kleider, die uns die gute reiche Mamsell heute durch Herrn Belt geschickt; und wenn wir nichts mehr haben, dann wird sie uns schon wieder was schicken; und ein Haus haben wir ja auch wieder; es ist zwar nicht so groß wie unsre Mühle; aber es gefällt mir doch besser.
Margret. Glückliches Kind! das nur dies einzige Bedürfnis kennt – Aber Lieschen! Jungfer Leopoldine hat schon so viel an uns gethan – wie? wenn sie uns nun nichts mehr schickte?
Liesch. Das wird sie gewiß, Mutter! sie ist ja so gut, und so reich; und reiche Leute können den Armen ja immer gutes thun.
Marg. Glaubst du denn, daß es so fortwährt? durch Müssigang nährt man sich nicht; und der uns sonst Brod schafte – dein unglücklicher Vater. –
Liesch. Der wird ja bald wieder kommen – er ist ja nur mit den Knechten fortgefahren, um Frucht zu holen; nicht Mutter? das hat er ja sonst oft gethan, und wenn er wieder kömmt, da bringt er uns was mit –
Margr. Er wird nicht wieder kommen, gutes Kind! In dieser Welt wirst du ihn nie wieder sehen – dein guter Vater ist todt – Ihr Kinder seyd arme verlassene Waisen, und wenn sich
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/48&oldid=- (Version vom 24.10.2016)