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und meine Brautkammer heißt: Sarg. Noch läuten sie die Glocken auf dem hohen Kirchthurm, Hört ihrs, – Uh! wie der Sturmwind wieder so gräslich braußt! Er ist so sanft eingeschlummert, sagten sie mir! und dennoch lächelte er nicht. Aber als seine Braut kam und ihn ansah, da lächelte er wieder. Es hat ihn ein schöner Leichenzug begleitet; und sein Grabhügel! er war so schön, mitten im Kirchhof, und lauter weiße Rosen lagen um ihn herum.

Er ist gewunden, gewunden der Bräutigamskranz,
Kommt, tanzet im Zirkel den Todtentanz.

Liesch. Gute Schwester!

Marg. Welch namenloses Elend!

Pöll. Gott! deine Hand liegt schwer auf uns!

Amtm. Ich verstehe sie nicht: ich glaube gar, sie faselt.

Rösch. Seyd ihr denn noch nicht fertig? wie langsam sie jetzt den Sarg hinunter laßen! – Oh! wie Dumpf die schwarze Erde auf den hohlen Brettern hinunter schollert! (Pause.) Jetzt haben sie ihn eingeschnarrt, und einen großen Hügel auf ihn – O! haltet! haltet noch einen Augenblick! Mein Willhelm! (sinkt hin.)

Marg. O! mein Herz! (schluchzend.)

Liesch. (weinend.) Armes Röschen!

Pöll. Komm Herzenstochter! Kennst du mich nicht? Das Herz möchte mir vor Weh zerspringen! – Kennst du deinen Vater nicht?

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/63&oldid=- (Version vom 24.10.2016)