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ja herzlich gern heraus, will mich an die Landstraße legen, und – nur ansehen möcht ichs noch einmal und dann gute Nacht – Ist mirs gleich, als schieden Leib und Seele von einander.

Weiler. Wie gesagt, Ihr verkennt mich. Es hat mich ein Zufall hieher geführt.

Pöll. Erlauben Sie mir, daß ich Sie recht ins Gesicht faßen darf. (sieht ihn starr an) Nehmen Sie mirs nicht übel, Sie haben nicht die geringste obrigkeitliche Miene: Verstehen Sie mich nicht unrecht – ich meine, keinen Zeug von dem Herrn Oberamtmann und Konsorten. Sie müßen noch nicht lange hier seyn. Vielleicht hat man recht gehabt, ich ließ mir einmal sagen: Sie wären ein Gerechtigkeit liebender Mann, und wenn ich Ihnen recht steif in die Augen sehe – wahrhaftig, Sie schlagen die Augen nicht nieder, und sind auch nicht so übersichtig, wie die meisten Herrn von der löblichen Justitz. Verzeihen Sie, wenn ich so frey spreche; aber wir gemeinen Leute machens nicht anders.

Weiler. Ich lobe euere Freymüthigkeit; sie geht vom Herzen; ich sehe schon, ich muß denn auch offen mit Euch sprechen. Ein junger Mensch – er hatte sehr frühzeitig seine Aeltern verloren; als Kind schon da er unter fremden Leuten, und von ihren Wohlthaten leben muste, ward er bey Zeiten mit Noth und Elend vertraut. In reifern Jahren bereißte er eine Universität, vollendete mit glücklichem Erfolg seine Studierjahre, und gieng mit einem jungen Grafen als Hofmeister auf Reisen. Er lernte so ziemlich die Welt kennen. Seine gute Aufführung und seine wenigen Kenntniße,

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/77&oldid=- (Version vom 24.10.2016)