Liesch. Laßt mich mit Mutter; ich will bey der Schwester wachen. Gelt, Mutter?
Margr. Ja, thue das mein Kind!
Rösch. Ob ich wohl von meinem Willhelm träume? Ich will doch für ihn beten, eh ich einschlafe; gute Nacht!
Leopold. Gute Nacht Liebe!
(Margrethe mit Röschen und Lieschen ab.)
Möchte sie doch ihren Kummer auf einige Stunden verschlafen, das arme Geschöpf! So viel Liebe bey einem Mädchen, das keine andre Lehrerin als die Natur hatte! O könnt’ ich ihr ihren Willhelm in die Arme führen! Sie hat mein Herz so sehr an sich gefesselt, ist mir durch ihre Leiden die trauteste Freundinn geworden. – O Weiler! Weiler! wenn ich dich so verlieren müste! du so ein edelmüthiger Mann! – Diese Rolle mit Gold, gewis ist sie von ihm! Dieser Zug macht dich mir so theuer! Ich glaubte, ich könnte dich nicht stärker mehr lieben! aber ich fühl’ es, du bist mir von diesem Augenblick an alles geworden, alles! Aber so viel auf einmal! Seine geringen Einkünfte – kein Vermögen – unbegreiflich! Und doch sagt mir in meinem Herzen etwas, daß er’s ist. Ja er ists, ists gewis. Wem der Himmel die Gabe wohlzuthun verleiht – wie glücklich ist nicht der!
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/80&oldid=- (Version vom 24.10.2016)