Blick von Scenen wegwenden, die mir das Herz brachen.
Weiler. Ew. Durchlaucht sind Vater ihres Volks – ob es gleich nicht ganz in den Gränzen meines Berufs lag, so hielt ich es doch für Pflicht, an Ew. Durchlaucht Regierung diesen Bericht zu erlaßen, um dadurch den wahren Zustand der gegenwärtigen Noth zu schildern. Ich hatte Ursachen, das Gegentheil zu befürchten – konnte meinen Fürsten unmöglich hintergehen lassen; und ich hoffe, ich habe nicht zu viel gethan.
Fürst. Es steht jedem Unterthan frey – der Weg zu seinem Fürsten darf ihm nicht verschlossen werden – sey’s auch wer es wolle. Unglücklich der Fürst, der Schuld daran ist, daß nicht die Stimme der Wahrheit bis in sein Audienzzimmer dringen kann. Wie lange dienen Sie?
Weiler. Erst seit dreyviertel Jahren begleite ich meine gegenwärtige Stelle. Ich war mehr als einmal schon Zeuge himmelschreyender Ungerechtigkeiten –
Fürst. Und warum schwiegen Sie so lange?
Weiler. Gnädigster Fürst! längst war ich es Willens; – aber ich gesteh’ es frey – zurückgeschreckt durch Beyspiele, meine Vorstellungen möchten nicht dahin gelangen, wo sie sollten, hielt ich bisher noch zurück – Zwar wagt’ ichs schon einmal, Zutritt zu meinem Fürsten zu finden; – aber er ward mir versagt – und dann die Furcht, durch die Kabale unterdrückt zu werden, wenn ich nicht vorsichtig genug handelte, vielleicht gar mein Brod zu verlieren, machte mich schüchtern. Ich wartete auf den Zeitpunkt meinen Erlauchten Fürsten selbst sprechen zu
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/82&oldid=- (Version vom 24.10.2016)