Seite:Sechs kurze Trauerreden. Bei Beerdigungen gesprochen von J. M. Rauch.pdf/41

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Er weiß, daß Tugend und Frömmigkeit die sichersten Stützpunkte sind, er soll also nach Schätzen trachten, die Rost und Motten nicht verzehren, und kein Dieb rauben kann. Ein reines, schuldloses Leben ist jener Schatz, der uns jenseits Freunde machtet, die uns nach Vollendung unserer Pilgerschaft freudig begrüssen und uns in die ewigen Hütten aufnehmen.

Dieses schöne, dieses erhabene Ziel hatte Maria Ursula Lang, an derer Grabe wir versammelt sind, von frühester Blüthe ihrer Jugend im Auge. Ausgerüstet von ihren seligen Eltern mit christlicher Erziehung, bewahrte sie den Saamen des Guten in frommem, folgsamen Herzen. Auch ihr wurden viele Schlingen gelegt, die Netze der Verführung wurden auch gegen sie ausgespannt; allein sie war keine von jenen thörichten Jungfrauen, die leichtsinnig Gott und ihre Bestimmung auf die Seite setzen, und blindlings der reizenden Lust sich in die Arme werfen. Der Glaube, daß nur Unschuld und Tugend dem Menschen wahren Werth verschaffen, bewahrte sie vor den Verirrungen der Jugend. Der Ausspruch Jesu, daß nur die Reinen Gottes Antlitz schauen werden, ward ihr der sicherste Führer auf der Bahn des Heiles. Und wohl wissend,