Die neun Musen saßen einmal bei einem gemütlichen Kaffee in Klio’s Salon und amüsierten sich so gut, daß es ihnen leid that, keine Hausschlüssel mitzuhaben. Sie beschlossen aber, recht bald wieder zusammenzukommen und dann gleich zum Thee zu bleiben.
Ja, eine Abendgesellschaft sollte es sein, aber eine recht splendide, und man könnte vielleicht auch noch den oder jenen dazu laden, nur nicht die Grazien, weil sie zu geziert sind, und auch nicht die Parzen, sie sind so griesgrämig, und beileibe nicht die Horen, denn mit so flüchtigen Personen darf eine ruhige und gesittete Muse garnicht umgehen. Von den höheren Göttinnen kann natürlich nicht die Rede sein; diese olympischen Damen machen Ansprüche, welche in unsere Zeit nicht mehr passen, und bilden sich ein, etwas Besonderes vorzustellen. Und die Nymphen und Nereiden u. s. w., das hat denn doch einen zu niedrigen Bildungsstandpunkt, als daß unsereiner sich mit ihnen unterhalten könnte.
„Aber so laden wir doch Herren ein,“ sagte Terpsichore, „dann wird der Abend sicher noch einmal so nett.“
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/119&oldid=- (Version vom 20.8.2021)