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eine Novelle geschrieben habe, nur einige hundert Seiten. Ob er sie nicht einmal durchlesen wolle.

„Mit dem größten Vergnügen, teuerstes Fräulein! Wie freue ich mich auf den Genuß, einen Blick in das Leben Ihrer schönen Seele zu thun! Wie werde ich den Helden beneiden, den der Hauch Ihres Genius mit dem ganzen Farbenzauber Ihrer Liebe geschmückt hat!“

„Ja,“ rief Linolinde, „Sie erraten meine Gefühle! O dieser Scharfsinn der Philosophen! Ach, ich wage es nicht — nein, ich darf Ihnen meine Novelle nicht geben! Wenn ich mich getäuscht hätte —“

„Es giebt keine Täuschung für die wahre Dichterin. Zweifeln Sie nicht an dem treuen Verständnis, das ich den Gefühlen Ihres Helden entgegenbringe.“

„Aber Sie wissen nicht —“

„Ich weiß, daß ich zufrieden bin.“

Linolinde schwieg. Sie waren auf die Promenade gekommen, die rote Laterne blinkte in der Nähe. Linolinde ging immer weiter. „Sie gehen noch länger hier spazieren?“ fragte sie. Schulze hatte das Gefühl, daß er dies eigentlich nicht wolle, es zog ihn nach der Laterne, aber er konnte nicht nein sagen. So schritt er weiter, Linolinde neben ihm. In Gedanken verloren, kehrte er am Ende der Promenade um, Linolinde desgleichen. Sie sprachen noch immer nichts. Linolinde glitt aus — ein leichter Schrei —, dann nahm sie den Arm, den er ihr darbot.

„Die Glätte,“ sagte er, „ist die vornehmste und die holdeste Eigenschaft der Körper, sie ist die Stufe,

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/170&oldid=- (Version vom 20.8.2021)