noch so ein Störei — aber wahrhaftig, das Ding sieht gelungen aus —“
„Heb’ es auf, es ist die Zufriedenheit.“
„Es scheint mir eine neue Parasitenform, ich will versuchen, eine Reinkultur anzulegen. Und nun erzähle, wie Du Dich so zugerichtet?“
Schulze beichtete. Da fühlte der Arzt ihm den Puls und sagte:
„Menschlein, Du hast noch nicht ausgeschlafen, nachmittags wird Dir besser sein. Sei übrigens froh, daß der Kater und ich das Zeug gegessen haben, Dir wäre es jedenfalls schlechter bekommen. Du kannst mir noch eine Cigarre geben, vorausgesetzt, daß nicht irgend ein psychologisches Scheusal mit eingewickelt ist.“
Er zündete die Cigarre an und ging gemütlich grüßend von dannen. Schulze aber setzte sich an den Schreibtisch, tauchte die Feder in das Tintenfaß, welches die Negation halb ausgetrunken hatte, und schrieb Absage- und Entschuldigungsbriefe. Und da sich einmal seine Kategorie der Negation mit Tinte gesättigt hatte, schrieb er gleich noch eine Rezension hinterher. Dann stützte er das schwere Haupt wehmütig in die Hand und gedachte unter Seufzern des Psychotomen und seiner unglückseligen Gaben. Alle waren verschwunden — doch nein! Ein Gläschen stand noch in der Ecke und ein Teufelchen schaute ihn unverfroren an. Es war der höhere Blödsinn.
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/177&oldid=- (Version vom 20.8.2021)