Namen nannte, flog ein stolzes Lächeln über Mirax’ Züge. Sein großer Plan war gelungen, er hatte den Erdgeist beschworen, und jetzt sollte die Erziehung des Elementargeistes zum Vernunftwesen beginnen!
Nachdem Mirax dem Erdgeiste nochmals kurz die Grundzüge des Mystotranscendentalismus gepredigt hatte, ermahnte er ihn eindringlich, sich nunmehr um das Selbstbewußtsein zu bemühen, indem er ein Verhältnis zu sich selbst zu gewinnen strebe.
„Wenn Sie erst begreifen,“ sagte er, „daß Ihr ganzes Leben von Ihnen selbst erlebt wird; wenn Sie merken, daß Sie selbst etwas Anderes sind als das, was Ihnen begegnet; wenn Sie sich als Zuschauer Ihres eigenen Seins fühlen — dann haben Sie Selbstbewußtsein. Suchen Sie den Gegensatz von Ich und Welt zu erzwingen.“
„Und was kann ich dazu thun?“ fragte der Erdgeist etwas enttäuscht.
„Setzen Sie sich als Subjekt einem Objekt gegenüber. Haben Sie sich schon einmal verliebt?“
„Nein,“ sagte der Erdgeist beschämt.
„Nun, so versuchen Sie es,“ ermunterte ihn Mirax. „Wenn Sie etwas finden, von dem Sie fühlen, daß es zu Ihnen gehört, während es Ihnen doch nicht erreichbar ist, so hat die Spaltung des Bewußtseins begonnen. Dann werden Sie bald die Erscheinung der Erdoberfläche als Ihr äußeres Gewand erkennen, und Sie werden durch den Fortschritt Ihres Geistes im Stande sein, die Natur zu ungeahnter Vervollkommnung
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/200&oldid=- (Version vom 20.8.2021)