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Warum stehen Sie jetzt hier? Weil man die Eisenbahn hat, aber die gefühlvollen Plattdeutschen haben dem Papin auf der Fulda die erste Dampfmaschine zerschlagen. Erst lassen Sie uns etwas lernen, dann mögen wir schwärmen. Wären die Schutthalden drüben nicht künstlich aufgeforstet — doch lassen Sie uns gehen, die Sonne steigt und Ihre Cigarre brennt längst.“

Die Wanderer verloren sich aufwärts in den Wald.

„Welcher von den beiden war denn der Mensch?“ fragte Tröpfchen.

„Natürlich der mit der Eierschale,“ erwiderte das Farnkraut. „Er brachte uns seine Huldigung, wir sind nämlich die sogenannte Natur.“

„Wie schön er sprach,“ sagte Tröpfchen. „Ich habe ihn nicht verstanden, aber er hatte so etwas Wegwerfendes, und beinahe hätte er mich getroffen.“

„Wer spricht da unten?“ klang es von oben aus der Fichte. „Sind Sie es, Kalkstein? Jetzt haben Sie doch einmal gehört, daß Sie keine Bildung haben. Sie werden nie die schwedischen Streichhölzer erfinden, aber aus mir können noch welche werden.“

„Es sind unten das Farnkraut und ein kleiner Tropfen, die sich vorlaut benehmen. Was aber das Menschengerede anbetrifft, so könnte ich mich eher darauf berufen als Sie. Doch ich thu’s nicht. Gefühl ist Gewäsch und nicht Charakter. Und was die Menschen darunter verstehen, mag schönes Zeug sein. Übrigens ist es noch garnicht bewiesen, daß dies Menschen waren.“

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/216&oldid=- (Version vom 20.8.2021)