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„Hol euch der Teufel!“ rief er dann, und spritzte den Rest des Wassers zurück in das Flüßchen. Ein Glück, daß Tröpfchen wieder ins Wasser fiel, und noch dazu so schön rund, wie jemals. Da rann es weiter dahin und zerbrach sich den Kopf über das Heil der schaffenden Menschheit.

Am Morgen kam Tröpfchen durch ein Dorf. Der kleine Fluß war seicht geworden; Gänse und barfüßige Kinder wühlten den Schlamm auf, daß Tröpfchen nicht recht sehen konnte. Es schlüpfte in einen schmäleren Kanal und fand sich zwischen Bäumen und Gärten. Eben sprang es übermütig in die Höhe, um ein paar Sonnenrosen zu bewundern, die mit dummen Gesichtern herüberglotzten. In diesem Augenblick wurde es dunkel; Tröpfchen saß in einer Gießkanne, mit welcher eine Frau Wasser geschöpft hatte. Sie schritt auf das Haus zu, um die Blumen vor dem Fenster zu begießen, aber als sie eben beginnen wollte, bemerkte sie das Heranrollen eines Wagens. Schnell trocknete sie die Hände an der Schürze und lief in das Haus. Die Gießkanne blieb unmittelbar unter dem offenen Fenster stehen.

Tröpfchen konnte nichts sehen als ein kleines Stück blauen Himmel und eine Ranke wilden Weines, die sich im Lichte dehnte. Aber nun hörte es etwas. Vom Fenster her erscholl ein Choral aus Kinderkehlen, dann die tiefere Stimme des Lehrers und regelmäßige Antworten im Chore.

Aha, dachte Tröpfchen, hier ist eine Schule, hier giebt es Bildung. Das wäre etwas für die Fichte!

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Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/223&oldid=- (Version vom 20.8.2021)