Ihres Amtes unfähig macht. Ich verwarne Sie und —“
Ein unterdrücktes Schluchzen unmittelbar neben Tröpfchen verhinderte es weiter zu hören. Die Frau hatte sich unter das Fenster gestellt um zu lauschen. „Es ist unser Unglück, ich hab’s ihm ja gesagt,“ seufzte sie.
Das Fenster wurde von innen geschlossen. Die Frau trat erschrocken zur Seite und stieß dabei die Gießkanne um. Das Wasser floß zum Teil über das Beet, zum größten Teil in die gepflasterte Abflußrinne, die sich unmittelbar an der Mauer hinzog, und von hier führte ein hölzernes Rohr direkt in den Kanal.
Tröpfchen gelang es nach manchen Fährlichkeiten und ritterlichem Kampfe mit einem Strohhalm und einer überraschten Kellerassel sein altes Bett wiederzuerreichen. Es hatte sich noch nicht von seinem Schrecken erholt, als es in einen kleinen Teich gelangte, wo es große Mühe hatte überhaupt vorwärts zu kommen. Aber hier gewann es eine hübsche Aussicht.
An dem flachen Ufer standen unter schattigen Bäumen Tische und Bänke, und Menschen saßen ringsumher, singend und trinkend, und fast alle hatten bunte Mützen auf dem Kopf und farbige Bänder um die Brust. Und mitten unter ihnen, zur Rechten des ehrfurchtsvoll auf ihn blickenden Präsiden, saß Tröpfchens alter Naturfreund, der Mann mit den Eierschalen, und sang eifrig mit den Refrain des Liedes, der lautete: „Frei, frei ist der Bursch!“
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/225&oldid=- (Version vom 20.8.2021)