der daneben lag. „Aber es ist rot und warm, das weiß ich noch. In Yukatan war’s, auf einem großen Gebäude, hoch über der Stadt, und viele Stufen führten hinauf. Damals war ich noch ein scharfes Messer, und ein herrlich gekleideter Mann schwang mich über einem breiten Steine. Auf dem Steine aber lag ein Mensch, den hielten vier andere. Und ich fuhr in den Menschen, da rissen sie ihm das Herz heraus und hielten es in die Höhe, damit sich die Sonne freute. Und alle die zusahen, freuten sich auch, weil sich die Sonne freute. Aber das ist schon lange her!“
„Und weiter kann man nichts werden?“ fragte Tröpfchen.
„Doch, wenn man Glück hat, und das Herz wird nicht auf einmal herausgerissen, sondern nur alle Tage ein wenig, daß der Mensch alt dabei wird.“ Der das sprach, war ein bleicher Menschenschädel, der auf dem Schranke stand.
„Und was wird man dann?“
„Eine Thräne.“
Tröpfchen konnte nicht weiter fragen. Die Spinne wurde wieder in die Flasche gethan und der Deckel geschlossen.
„Wie ist es Ihnen ergangen?“ fragte Tröpfchen.
„Es hat mich etwas an meinem Beine gekratzt,“ sagte die Spinne. „Vielleicht war es der Mensch.“ Und damit fing sie an ein neues Haus zu bauen.
Der Mensch hatte mit der Spinne auch einige kleine Insekten in das Glas gethan, natürlich zur Nahrung
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/232&oldid=- (Version vom 20.8.2021)