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     Nicht unmündig genug endlich den Leser gemacht?
Ach, es glaubt euch jeglicher Mann und jegliches Weiblein;
     Was die Revue gebracht, reden sie selber sich ein.
Herrliche Weisheit tagt im Gespräch. Die Werke der Meister

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     Liegen verstaubt. Man liest über sie besser und mehr.

Und dann sitzt das kluge Geschöpf studierend im Walde;
     Wie die Natur es ergreift, will es aus Büchern ersehn. —

Hat der verschlungene Weg mich genarrt? Hier bin ich am Anfang,
     Zwischen den Bäumen hindurch schimmert mir wieder die Bank.

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Immer noch weilt die Lesende dort. Doch — täuscht mich das Auge?

     Auf die Schulter geneigt hält sie das Köpfchen und ruht,
Nachzudenken vielleicht? Darf ich die Sinnende stören?
     Oder — — Himmel! Sie schläft! Friedlich entglitt ihr das Buch,
Und du siegtest, Natur! Den Autor zwangst du zu Boden,

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     Und die Frevlerin selbst hüllst du in strafende Nacht.

Dank sei dir! Du rächtest auch mich. Still schleich’ ich vorüber —
     Nur den Titel —? Es ist — Götter! — mein eigenes Werk!

Empfohlene Zitierweise:
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/261&oldid=- (Version vom 20.8.2021)