durch eine dünne Stelle des Gewebes und bettete sich recht bequem zwischen den kleinen Rosinen. Es dachte sogar nach: was der Mensch auf der Straße sagte, war nicht übel, es schien ein Gedicht, das man auf mich machte; man könnte es in Musik setzen. Doch darauf lege ich keinen Wert. Ich finde es sehr rücksichtsvoll, daß man mich so mit Süßigkeiten umgeben hat. Und das war nur eine oberflächliche Bekanntschaft! Wie werde ich erst wirken, wenn man mich näher kennen lernt.“
Sollten Sie dem Sandkörnchen nicht unrecht thun?“ unterbrach Lenore die Erzählung. „Warum muß es so prätentiös sein?“
„Es war eben so — es war ein Sandkörnchen und dachte wie ein Sandkörnchen, und als solches war es sich selbst die Hauptsache.“
„Sie müssen’s ja wissen.“
„Leider — je länger ich dem Sandkörnchen folge, um so sicherer weiß ich, daß ich nicht irre — es war kein Sonnenstäubchen —“
„Und wollte auch keines werden,“ sagte Lenore nachlässig.
Richard warf einen langen Blick auf sie und schwieg.
„Ich möchte nur wissen,“ hub Lenore plötzlich wieder an, „wozu nach Ihrer Idee so ein Sandkörnchen eigentlich gut ist. Ich denke, es hat alles seine „ewige Aufgabe“ — oder wie Sie das Ding nennen.“
„Gewiß, und auch das Körnchen erfüllt sie nach seiner Art; und wenn es nur wäre —“
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/35&oldid=- (Version vom 20.8.2021)