Wie ich tief sie hege im Gemüte,
Sproßt daraus des Liedes zarte Blüte.
Und von ihrer Nähe Licht getroffen
Wagt es sich hervor zu frohem Hoffen.
Eine Herrin hab’ ich mir erkoren,
Lieb’ und Lieder sind ihr zugeschworen!
Es ist gewiß merkwürdig, daß ein so rohes Tier wie der Mensch überhaupt derartige Kunstleistungen zustande bringt. Aber einen Sinn kann man freilich nicht darin finden. Erstens ist es schon Unsinn, daß ein Führer — und ein solcher muß doch der Mensch sein, denn gewöhnliche Männchen und Arbeiter können nicht Verse machen — daß ein Führer von einem Weibchen sich etwas befehlen lassen sollte. Und dann, was ist überhaupt Liebe? Ein Wort, mit dem die Menschen gern umherwerfen, aber ich glaube nicht, daß sie sich selbst dabei etwas denken. Wir wenigstens verstehen es nicht. Man sorgt für Puppen und Larven und für das Wohl des Staates, aber das ist doch alles selbstverständlich — — und Liebe? Das muß wohl einer von den menschlichen Instinkten sein, über die wir, dank unserer Ameisenwürde, erhaben sind.
In der Beherrschung der Sprache und Schrift der Menschen habe ich gute Fortschritte gemacht. Ich versäumte keine Gelegenheit, den Menschen zu studieren, der sich oft in unserer Nähe einfindet.
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/95&oldid=- (Version vom 20.8.2021)