Haus wollen wir aber doch besehen“. Zwei banden ihre Pferde an einen Lindenbaum und dieser Kosakenoffizier zieht seinen langen, krummen Säbel heraus, fuchtelt in der Luft mir vor der Nase damit herum und sagt: „Haben Sie gar keine Angst, haben Sie gar keine Angst?“ Ich bleibe ruhig stehen und sage: „Warum sollte ich Angst haben, Sie sind anständige Russen, ich bin eine anständige Frau, ich habe keine Angst, Sie werden mir nichts tun.“ Ein etwas älterer Offizier, der etwas später nachgekommen war, sagte darauf: „Guten Abend, gnädige Frau“, macht auf der Hinterhand kehrt und reitet davon und die andern mußten mit einem recht langen Gesicht mit. Diesmal waren wir von der Plünderung verschont worden, aber was würde die Zukunft alles noch bringen?! Mit Schaudern sahen wir all die Kanonen und Soldaten vorbei ziehen mit dem Gedanken, das geht nun alles gegen unsere Lieben, gegen unsere Soldaten und unser Vaterland! Das Herz wurde so schwer und traurig, dachte man daran, was das für Blut kosten würde, diese Massen wieder heraus zu treiben. Und bange fragte man sich: Wird es überhaupt gelingen? Auch Gefangene führten die Russen mit von unsern 128 ern. Dieselben waren im Walde umzingelt worden, hatten mehrere Tage auf Bäumen sich versteckt gehalten, mußten aber schließlich doch aus Ermattung herunterkommen und sich ergeben. Der
Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)