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dann einen andern Weg nehmen und nicht alle gerade wieder an unserer Gartenpforte vorbeiziehen. –

Auf dem Wege nach Barten sollen verschiedene erschossene Zivilisten drei Tage lang gelegen haben, auch einige Frauenleichen sollen dazwischen gewesen sein. Mir war es sehr recht, daß unser junger zweiter Inspektor am Sonntag, den 23. August nach Elbing fuhr, um sich dort zu melden, so hoffte man, daß er doch in Sicherheit wäre, wenn man ja auch nicht wußte, ob er nicht inzwischen von Russen abgefangen sei. Viehtransporte von Besitzern aus dem Dorf waren von Russen erwischt, der Treiber wurde mißhandelt, mit Füßen in einen Graben gestoßen und kam er am nächsten Tage eine Meile zum größten Teil auf allen Vieren angekrochen, da er kaum vorwärts konnte. Die beiden jungen Treiber, darunter ein Gärtnerbursche von hier, hatten sich im Walde versteckt gehalten und flüchteten nach Tagen auf ein in der Nähe gelegenes Gut und stellten sich erst nach der Russenzeit wieder ein. – Unser Speicher war ganz geleert, er wurde gar nicht mehr zugeschlossen, damit sich jeder Russe gleich selbst davon überzeugen konnte. Die Futterkästen der Pferde waren alle erbrochen, Pferde mit Sättel wurden gestohlen, alte kranke Pferde in den Stall zurückgestellt (letzteres geschah allerdings sehr selten). Alles wurde mit einer Frechheit und Selbstverständlichkeit gemacht, ob ich dabei stand

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.3.2020)