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halbet gschoben, wennst ma hergehst, stich ich dich durchaus mit mein krumpen Horn.“ Da sagte der Fuchs: „Laß nur mich hinein!“ Es ging ihm aber wie dem Hasen und er setzte sich hin und weinte. Da kam ein Rabe und wollte auch nächtigen und er fragte: „Brüderl, warum weint ihr?“ Und beide erzählten das Schreckliche. Der Rabe meinte: „Laßt nur mich hinein!“ Aber es ging ihm wie den beiden andern. Auch er setzte sich hin und weinte. Da kam eine Hummel gesummt und fragte: „Brüderl, warum weinet ihr?“ Und sie erzählten ihren Jammer. Da sagte die Hummel: „Laßt nur mich hinein!“ Und die Hummel summte hinein und stach den Bock auf den Hintern; der fing das Laufen an und wenn er nicht aufgehört hat, so lauft er heute noch.


Aufgeschrieben durch Frau Anna Bauer, Kassierswitwe in Amberg, 1900. (Urschrift; teilweise mundartlich, teilweise hochdeutsch stilisiert.)


17. Maus, Wurst und Frosch.
(Unterfranken: Sommerach, B.-A. Gerolzhofen.)

Eine Maus, eine Wurst und ein Frosch hielten zusammen Haus. Die Wurst kochte täglich die Suppe, der Frosch sammelte im Walde Holz und die Maus sorgte für Brot. Einst fragte der Frosch die Wurst, wie sie so gute Suppe kochen könne. Die Wurst sagte: „Wenn das Wasser anfängt zu kochen, so steige ich hinein und davon wird die Suppe so fett.“ Am folgenden Tage wollte der Frosch die Suppe kochen. Die Wurst ging in den Wald und das Mäuschen nahm sein Säckchen und ging in ein Hochzeitshaus, um Brotkrümchen zu sammeln. Als das Wasser anfing zu kochen, stieg der Frosch in den Hafen und kam darin jämmerlich um. Als die Wurst vom Walde zurückkam, fand sie den Frosch tot im Hafen liegen. Sie setzte sich unter die Haustür und weinte bitterlich. Da ging ein schwarz gekleideter Mann vorüber, den rief sie an: „Sage zum Mäuschen, es soll heim, der Frosch sei in der Suppe umgekommen.“ Der Mann blickte sich um, sah aber niemand. Als er ins Hochzeitshaus kam, erzählte er, was er gehört hatte. Das Mäuschen saß gerade unterm Tisch. Es ließ sein Säckchen liegen und eilte heim. Inzwischen hatte ein Metzgershund die weinende Wurst gefressen. Das Mäuschen fand nun den Frosch tot im Hafen liegen, suchte aber die Wurst vergebens. Da bekam es Hunger und wollte sein Säckchen im Hochzeitshaus holen. Doch wie es zur Tür hinein wollte, kam eine Katze und fraß es auf.


Aufgeschrieben durch Schulseminarist Erhard in Würzburg, beheimatet zu Sommerach, im Auftrage des verstorbenen Seminarlehrers Th. Strohmenger. Dem Verein übergeben 1894. (Urschrift.)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)