Und auch so haben es sie gemacht, haben geteilt und [sind] wieder voneinander gegangen. Den dritten Tag haben die zwei noch einmal probiert, was der Schmied tut, weil unser Herrgott schon etwas Besonderes vor gehabt hat. Da war aber der Schmied doch schon bald heiß geworden und hat gesagt: „Nun, was meint’s (meint ihr) denn, ihr zwei Taugenichtsen, hat’s (habt ihr) etwa gemeint, ich gehe extra für euch zwei fechten? fallt mir nicht ein.“ „Nun,“ hat er gleich darauf wieder gesagt, „heute will ich noch einmal teilen mit euch, aber dann (nachher) ist es gar.“ Und auch so haben sie halt den letzten Batzen auch noch geteilt und war der Schmied seinen Weg wieder fortgegangen. Derweil hat sich unser Herrgott zu erkennen gegeben und hat gesagt: „Weil du so gutherzig gewesen bist, kannst dir zwei Wünsche tun, was du dir wünschen willst.“ „Nun,“ hat der Schmied ganz erfreut gesagt, „das ist recht, das freut mich. Jetzt wünsche ich mir gleich einen Ranzen, wenn ich sage: in mein Ränzel, in mein Ränzel! muß alles drinnen sein, was [ich] auch mag denken, und eine Geige, wenn ich geige darauf, muß alles tanzen, was [ich] mag denken.“ „O, ich wollte, du hättest dir etwas Besseres gewünscht!“ hat der Meister gesagt, „aber weil du es wünscht das, sollst du auch es kriegen.“ Auf einmal hat der Schmied einen Ranzen am Buckel (Rücken) gehabt und eine funkelnagelneue Geige darin.
Darauf ist er wieder eine Zeit (zeitlang) umeinander gereist und ist auf ein Schloß gekommen, wo er um eine Nachtherberge gebeten hat. „Kannst schon dableiben, aber in ein Zimmer mußt dich legen, wo ein Spuk umgeht darin. Wenn du aber tot bist in der Frühe, liegt mir auch nichts daran; wenn du aber den Spuk vertreiben kannst, kriegst du meine Tochter zum Heiraten und das Schloß dazu.“ „Nun, da mag ich schon“, hat er gesagt und ist gleich auf das Zimmer gegangen, hat sich aber vorher eine Tasche voll welscher Nüsse und eine Tasche voller Kieselsteine mitgenommen. Einen Schraubstock und eine Feile hat er auch nicht vergessen und auch so hat er sich einlogiert in sein Zimmer. Wie es Zwölf geschlagen hat, ist das Gerumpel schon losgegangen. „Nun, wenn du eine Schneid hast, nachher gehe herein, ich fürchte dich nicht, bist du wer du willst.“ Derweil ist halt der „Schuwerltoni“ (= der haarige [schopfige] Toni?) hereingegangen oder der Hörnleinsbub, wie man sagt – oder kurz gesagt, der Teufel. Der Hans, auch (eben) so hat der Schmied geheißen, hat gerade fleißig Nüsse aufgebissen. „Was hast du denn da?“ „Nun, was werde ich denn haben, Nüsse halt.“ „Geh’ [her], gib mir auch etliche!“ „Da hast du auch eine“, hat der Hans gesagt und hat ihm eine Hand voll Kieselsteine gegeben. „Malefiz! sind die hart!“ „Nun, du hast halt lauter stumpfe Zähne, ich feile dir sie, daß [sie] wieder angreifen; tue den Kopf her da (daher)!“ Und wirklich hat er sich foppen lassen und hat den Kopf [in] den Schraubstock hinein getan. Und der Hans hat zusammengeschraubt und ein Maulgatter (Knebel, Maulsperre) hineingetan, wie [wenn] man einem Roß das Ueberblut nimmt (zu Ader läßt). Nachher hat er eine Holzraspel
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)