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„Warum nöt gar an Dreck?“ sagt d’Prinzessin. „Den habn mer a“, sagt da Hans und hatn außazogn. Und weil a der Prinzessin dö drei passndn Antwortn gebn hat, hatsn gheirat und da Hans is nach a König worn und wenns net gstorbn san, na lebns heut no.


Aufgeschrieben durch Herrn F. Fronhofer in Regensburg, 1899 (nach der Erzählung seiner Großmutter aus der Oberpfalz.) (Urschrift.)


22. Der kluge Müller.
(Unterfranken: Rhöngebirg.)

Es war einst ein Müller, ein sehr gescheiter Mann, der stets lustig und fidel war, für jeden Menschen ein gutes Wort und einen guten Rat hatte und stets sagte: ich lebe ganz zufrieden und ohne Sorgen. Von diesem Müller wurde einst dem König erzählt. „Warte“, sagte der König, „ich will ihm schon Sorgen machen.“ Er ließ den Müller zu sich rufen und sprach: „Ich habe davon gehört, daß du ein sehr gescheiter Mensch wärst und ohne Sorgen lebest. Wenn du ausführen kannst, was ich dir aufgebe, so sollst du meine Tochter zur Frau haben; du bist, wie ich gehört habe, noch ledig, kannst also leicht mein Schwiegersohn werden.“ Der Müller antwortete: „Laß hören, was du verlangst, und wenn es menschenmöglich ist und man keine Hexerei dazu braucht, so werde ich es tun.“ „Nun, so höre!“ sprach der König, „du sollst zu mir kommen, nicht bei Tag und nicht bei Nacht, an keinem Wochentage, nicht bekleidet und nicht nackt, nicht gehend, reitend, fahrend oder kriechend. Bringst du das fertig, dann wirst du mein Schwiegersohn.“ Der Müller lachte und sagte beim Fortgehen: „Das ist mir eine Kleinigkeit.“

An einem Mittwoch abends in der Dämmerung kam der Müller bekleidet bloß mit einem Fischnetze, mit einem Beine gehend, das andere auf einem Esel. „Ich habe deine Aufgabe gelöst“, sprach der Müller; „denn der Mittwoch ist kein Wochentag, da er keinen Namen hat wie die anderen Tage, es ist jetzt nicht Tag und auch nicht Nacht, ich bin nicht bekleidet, aber auch nicht nackt und ich bin nicht gegangen, aber auch nicht geritten.“ „Du hast deine Aufgabe gut gelöst“, sprach der König, „du sollst meine Tochter haben und bei mir wohnen, dein Rat wird mir oft von Nutzen werden.“ Der Müller heiratete aber die Königstochter nicht und sprach: „Lieber König, gib deine Tochter einem Manne, der für sie paßt, ich liebe ein Mädchen und werde es auch heiraten, aber wenn du mir etwas Gutes tun willst, so befreie mich von allen Abgaben und Lasten und hebe das Gesetz auf, welches uns Müllern vorschreibt, wieviel Metz[1] wir nemen dürfen.“ Der König erfüllte den Wunsch des Müllers und seit dieser Zeit sagt man in der Rhön: „Mätz hoät koä Gesätz.“


Herkunft wie bei Ziff. 9.


  1. Die Metz ist der Mahllohn des Müllers. Von einer Metze Getreide nimmt er ein Köpfle Metz. Hat der Müller das Getreide aufgeschüttet, dann wird gemetzt. (Sonst in Franken: die Mitz, gemitzt).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)