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28. Der dumme Bauer[1].
(Mittelfranken: Rothenburg o. Tbr.)

Da war amal a Bauer. Der hat si an Gaul kaufn wolln. Etz hats kan mehr ge(b)m. Etz is er zu an Juda ganga. Der hatn an Kürbis gebm und hat gsocht, er soll nen afm Berg ausbrütn (ü wie i). Etz is sei … kalt worn. Etz is er aufgstandn und hatn Kürbis nunterkollern lassn. Etz is er an an Baam higstoßn und da is der Kürbis ausenandergfalln. Und a Has war in den Eck drin bei dem Baam. Etz is der Has dervogsprunga. Etz hat der Bauer gmaant, es wär sei Gaul, und hat gschria: „Hi, Ha, Heingerla, da is dei Dadi!“


Aufgezeichnet und erzählt wie vorher.


29. Der Kraxelmann[2].
(Mittelfranken: Nürnberg.)

Wenn die Kinder sich zum Fenster hinausbeugen, trotz der Warnung der Mutter, kommt er (nämlich der Kraxelmann) mit einer langen Stange, die in jedes Stockwerk hinaufreicht, und im Nu hat er die ungezogenen Kinder heruntergeschlagen. Unten aber steht ein Korb, in den die Kinder hineinfallen. Dann läuft er mit den schreienden Kindern davon in einen finstern Wald. In dem hat er seine Hütte, dort wohnt auch seine Frau. Die Kinder werden nun geschlachtet und gegessen. Wenn dann der Kraxelmann an einem Tage recht viele erwischt, werden die übrigen in einen mit greulichem Getier gefüllten Sumpf geworfen.


Eingesandt durch A. Kreiselmeyer in Steinach, 1908. (Urschrift.)


  1. Vgl. dazu: Bolte und Bolioka, die Anmerkungen zu Grimms Kinder- und Hausmärchen Nr. 32. – Köhler, Kl. Schriften 1, 323. (Fr. H.)
  2. Kraxel, bei Würzburg die Kräze oder Kötze, ein Korb, der zum Tragen auf dem Rücken eingerichtet ist.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)