Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/53

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fast gleichgrosse Wassermasse zuführt, wie sie selber besitzt. Aus der engen Mündung des Ohmthales, das sich übrigens eine kurze Strecke aufwärts bedeutend erweitert, tritt auch die Mainweserbahn in das Lahnthal, und führt an dem Dorfe Kölbe vorüber durch einen kleinen Tunnel, das schöngelegene Dorf Wehrda zur Rechten lassend, nach Marburg, indem sie die Chaussee, die wir kommen, und mit der sich die alte Kasseler Strasse vereinigt hat, mehreremale durchschneidet. Nach einer Wanderung von etwa zwölf Stunden durch eine wenig belebte Gegend sind wir an einer grossen, Nord- und Süddeutschland verbindenden Verkehrsstrasse angelangt, auf welcher gewaltige Güterzüge auf und abwärts gehen, und auch ein beträchtlicher Personenverkehr stattfindet. Auch wir können dieselbe von Kölbe oder Marburg aus aufwärts bis zum Städtchen Kirchhain (2000 Einwohner, Schlacht 1762) benutzen, wenn wir dem interessanten, vier Wegstunden von Marburg entfernten Amöneburg einen Besuch abstatten wollen. Dies Städtchen ist auf einem hohen Basaltkegel erbaut, von welchem man weit in die Lande schaut. Schon um dieser Aussicht willen, mehr aber noch wegen seiner geschichtlichen Bedeutung ist dasselbe besuchenswerth. In Amöneburg (Amonaburg, Ohmburg) war nämlich früher die Malstätte für den ganzen Oberlohngau, und deshalb gewiss in noch früherer Zeit ein Heiligthum der alten Chatten. Auch spricht hierfür der Umstand, dass Bonifacius an diesem Orte ein Kloster, und zwar sein erstes, gegründet hat. Angeblich soll auch die dortige alte Kirche von ihm erbaut worden sein. Später errichteten die Erzbischöfe von Mainz hier eine Burg und versahen den Ort mit Thürmen und Mauern, um durch diesen festen Punkt den Besitz der ganzen Umgegend zu sichern. So blieb Amöneburg bis zum dreizehnten Jahrhundert der wichtigste Ort des oberen Lahngebiets, um dessen Besitz selbst noch in späteren Tagen zwischen

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)