Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 1.pdf/80

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Tafel 65, 3 im allgemeinen anschließt, dessen Entstellungsort nicht sicher festzustellen ist. Anscheinend auch eine Nürnberger Arbeit ist der von einem knieenden Afrikaner getragene Pokal (Tafel 66, 1), der wohl dem Meister Jürg Ruel zuzuweisen ist, dessen Typus der ohne Marken gelassene Pokal Tafel 66, 3 sich anschließt. Der von einem Bauern getragene Pokal Tafel 65, 2, der in der Verzierung auch originellere Wege einschlägt, ist wohl als eine Arbeit des Leipziger Meisters Elias Geyer anzusehen. Eine neue Form sucht im 17. Jhdt. ein Dresdner Meister, indem er das in der Fassung mit zwei Henkeln versehene Straußenei mit silbernem Deckel versieht und ihm nur drei Kugelfüße gibt, wodurch das Gefäß nicht mehr als Trinkgefäß, sondern als Dose verwendbar gedacht ist (Tafel 66, 2).

Dem Drang zu figuraler Komposition hat sich auch das Straußenei nicht entziehen können. Dabei lag es ja wohl nahe, das Ei als Körper eines Straußenvogels in die silberne Gestalt einzufügen (Tafel 67). Alle fünf Straußen dieser Art sind Arbeiten desselben Leipziger Meisters Elias Geyer. Der Natureindruck des Vogels wird durchbrochen durch ornamentierte Schienen auf dem Rücken der Tiere, und durch die auf der Brust sitzenden sächsischen Wappenschilde; ebenso veranlaßt eine ungehemmte Zierfreude dazu, gelegentlich noch eine kleine Sirene dem Vogel auf den Rücken zu setzen. Wir haben schon an den mit Perlmutterplättchen belegten Vögeln (Tafel 33) die gleiche naive Auffassung kennengelernt.

Eine etwas größere Abwechslung in den Formen und deren Verzierung verstattete die Kokosnuß, die im Wuchs verschieden groß wurde, die bald mehr eiförmig, bald mehr kugelförmig, bald auch als breitgedrückte Kugel ausfiel. Sie war sowohl mit ihrer rauhen Oberfläche, wie auch geglättet und poliert und schließlich auch mit Bildschnitzerei versehen künstlerisch verschieden zu gestalten. Man konnte den oberen Abschnitt als Deckel in Fassung beibehalten, lieber aber noch ganz darauf verzichten, um so nach Belieben in mannigfacherer Form den oberen Teil des Pokals auszugestalten. Die beiden Pokale mit rauher Oberfläche der Kokosnuß (Tafel 68, 1. 3.) gehören zu den wenigen frühen Erzeugnissen der frühen Renaissancekunst im Grünen Gewölbe, sie sind wohl auch Arbeiten eines Dresdner Meisters. Der eine Pokal hat noch mit dem von einer Schlange umwundenen Baumstamm, der als Schaft dient, gotische Reminiszenzen, die Buckelreihe am Wulst des Fußes fügt sich schon in dessen Renaissanceprofile ein, die Gravierung an Fuß und Mundrand hat