Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/148

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Betrachtung sich darbieten, darum lieferte Dinglinger dazu einen Tisch, dessen vergoldetes Gestell mit Kindern besetzt war und dessen Platte in Lackfarben gemalt als Lapis lazuli erschien. Darauf steht ebenso bemalt ein Holzuntersatz von bewegter Rechtecksform, auf dem silbervergoldete Platten zur Aufstellung der Gefäße in drei Etagen zur Spitze verjüngt aufgebaut sind. Diese Anordnung folgt sicher der überlieferten Art des Aufbaus von Tresors und ihrer Ausstattung mit Prunkgeräten des Grünen Gewölbes. Sie bildet also einen Tresor im kleinen. Die Absicht hierzu wird dadurch bestätigt, daß die beiden unteren Platten nur außen herum zur Aufnahme der Gefäße dienen, sie sind innen offen und gewähren einen Einblick zu dem darunter in dem Holzuntersatz vertieft geschaffenen sechseckigen mit Spiegeln belegten Raum, in dem aus bemalten in Holz geschnitzten Figuren eine chinesische Teegesellschaft sitzt. So mag ein solcher als Vorbild angenommener Tresor auch zugleich Raum zur Tafelmusik dargeboten haben.

Es entsprach durchaus dem Prunksinn Augusts des Starken, daß die zu seinem eigensten Gebrauch bestimmten Tafelgeräte aus Gold bestehen mußten. Doch eine Verzierung solcher Gefäße etwa bloß durch Ziselierung und Gravierung genügte ihm noch keineswegs. Der Glanz des Goldes sollte sich verbinden mit dem Farbenreiz des Emails, dem Funkeln und Blitzen von Diamanten und Farbsteinen. Zu der Flächenverzierung von durchsichtigem Tiefschnittschmelz kam an den goldenen Gefäßen die Emaillierung von Formen und Gestalten in Relief oder en ronde bosse hinzu, eingelegte Platten mit Emailgemälden von Idealbildnissen oder mythologischen Szenen wurden von jener farbigen und glitzernden Verzierung eingefaßt. Auch die silbervergoldeten Platten und Gefäße erhielten, außer der Ziselierung und dem Schmuck von ausgesägtem aufliegenden Bandwerk und Rankenornament, Edelsteinbesatz und Emailschmuck. Dinglinger gibt bei der Aufstellung seiner Rechnung an, das Kaffeezeug sei geschmückt „mit mehr denn 5600 Diamanten, nebst vielen Colerten (Farb-)steinen“. Eine überschäumende Phantasie kann sich an der Verzierung dieser Gefäße nie genug tun, der Zeichner und Modelleur dieser unzählig vielen Formen hat zu ihrer Ausführung die Arbeit des Silberschmieds mit der des Juweliers und des Emailleurs gleichmäßig in Anspruch genommen, die technische Vollendung aller verschiedenen Arbeiten ist nicht zu überbieten; was das alles für Mühe und Fleiß, für Zeit und Geduld gekostet hat, bis es seine endgültige Gestalt bekommen hat, das kann der nicht