Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/149

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in einer Goldschmiedewerkstatt Heimische gewiß nicht beurteilen. Sicher lassen sich auch mit geringeren Mitteln Werke vollbringen, die in künstlerischer Hinsicht den höchsten Rang einnehmen, insofern also wird man den Aufwand an Arbeitskraft mehrerer Jahre und nicht weniger Gehilfen, der dazu nötig war, als verschwenderischen Luxus empfinden, aber das Goldschmiedehandwerk ist nun einmal ein Gewerbe des Luxus und es liegt in der Natur seiner Entwicklung, daß es alle seine Techniken bis zu höchstem Raffinement zu entfalten sucht, und in dieser Hinsicht bedeutet die Arbeit Dinglingers einen Gipfelpunkt.

Man wird auch den neuen Formen der Gefäße, mögen sie auch mit Verzierung überladen sein, die Anerkennung zollen müssen, daß sie in ihren harmonischen Verhältnissen, in der graziösen Bewegung ihrer Umrisse mit den besten Erzeugnissen des durch französische Eleganz gemilderten Barockstils der Zeit auf gleicher Stufe stehen, ja daß diese Formen auch heute noch lebendig sind und wieder aufgenommen werden können, sei es im Ganzen oder in einzelnen ihrer Teile oder auch in der darin ausgesprochenen künstlerischen Tendenz. Man wird vielleicht heute eine Kaffee- oder Teekanne nicht gerade auf einen so hohen Fuß setzen, wie es bei der auf der Spitze der Pyramide stehenden Kanne geschah. Innerhalb des ganzen Aufbaues der Gruppe war aber auch dieser Fuß völlig am Platz. Wie dann der Bauch des Gefäßes in gedrückter Kugelform auslädt, um darauf zu einer steilen Kegelzone einzuschwenken und diese dann oben durch einen Wulst abzuschließen, wie der Henkel über die Höhe des Deckels emporgewölbt wird und graziös eingebogen wird, wie die Ausgußröhre den Schwung eines Vogelhalses erhalten hat und ihre Mündung in einem Hahnenkopf findet, das erfreut nicht nur durch den Wohllaut der Linien, sondern es überzeugt zugleich von der Zweckmäßigkeit der Gebrauchsform. Eine nie ermüdende Zierfreude hat dann diese Gefäßform überdeckt mit aufgelegten emaillierten Ranken, andere Zonen wieder durch ausgestochene und mit transluzidem Email ausgefüllte Ranken in ihren Umrissen unverhüllt zur Erscheinung gebracht, dann noch zwischen den Farbenglanz der Ornamente ovale Medaillons mit idealen Frauenbüsten in farbiger Emailmalerei eingefügt, schließlich noch den Henkel und den Hals mit farbigen Schlangenleibern umwunden und auf den Henkel noch ein mit Diamanten besetztes Krokodil gesetzt. Überall wird das Auge in Anspruch genommen zur Betrachtung der Kunstfertigkeit jeder Einzelheit und der