Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/42

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erreicht ist. Diesen besten Anfängen folgten andere Nürnberger Meister ungleich schwächer nach, so Peter Wiber, Meister 1603, mit den beiden Buckelpokalen des Grünen Gewölbes auf Tafel 14, in dem Gefäßkörper eng an jene beiden sich anschließend, doch mit schwächlicher Schaftbildung mittels einer von Ranken umsponnenen, eine Kugel durchdringenden Stange, die das eine Mal direkt auf dem Fuß aufsitzt, das andere Mal auf einer dazwischen gestellten runden Renaissancekapsel. Die Schwächen dieses Aufbaues werden nur ungenügend von den Ranken verhüllt, die bei dem einen Pokal gleich unter dem Gefäßkörper wohl einer unklaren Reminiszenz ihren Ursprung danken. Die antiken Ritter der Spitze brauchten nicht erst zu Rat gezogen zu werden, um das Epigonentum dieser gotischen Buckelpokale zu erkennen.

Um dieselbe Zeit ist der Doppelpokal des Grünen Gewölbes auf Tafel 15,1 entstanden, ein Werk des Nürnberger Goldschmieds Andreas Rosa, Meister 1599. Hier ist der Gefäßkörper gar nur mit einer dick vorquellenden Buckelreihe bedacht, der untere Teil desselben aber läßt auch unter der Rankenverhüllung Renaissanceformen erkennen, ebenso wie die umgekehrte Form des Fußes, der Schaft aber ist mit seinen drei Hermen eine typische Bildung der Spätrenaissance.

Der monumentalste gotisierende Buckelpokal ist in der Mitte der Tafel 15 abgebildet, er ist 87,5 cm hoch, ein Beispiel für die Richtung der Zeit, die besonders im Norden Deutschlands an der Steigerung der Größe dieser Prunkgefäße Gefallen fand. Fuß, Körper und Deckel sind mehr gereckt, doch die glatten Buckel treten auch hier zu stark vor, sie verlieren den Ausklang ihrer Kraft in den daran hängenden Schwanzenden, die kraftlos in zu starker Einziehung mit denen der unteren Buckelreihe verschränkt sind. Auch die abgesonderte Existenz jedes der Buckel läßt die zusammendrängende Kraft echt gotischer Buckelbündel vermissen und den wagrechten Renaissanceaufbau durchfühlen, ebenso wie bei dem Ageleybecher, der hier noch nachwirkt. Den Eindruck gotischen Aufstrebens der Formen geradezu störend wirkt die Figur der Daphne, die die Stelle des Schaftes vertritt, aber da sie weder steht noch trägt, die Bewegung unterbricht. Was der Meister an werkgerechter Durchbildung im einzelnen tun konnte, das hat er ehrlich geleistet. Wie er trotz guter Absicht auf die Wiederbelebung gotischer Formen doch dem barocken Zeitstil seinen Tribut zollte, das zeigt das getriebene Knorpelornament der Fischblasenenden. Der Pokal trägt die Beschaumarke von Hamburg, er bildete laut der lateinischen