Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/61

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früheste dieser großen Tischuhren huldigt noch der Zeitströmung des 16. Jahrhunderts, die an der Uhr nicht bloß die Stunden des Tages sehen, sondern die damit zugleich alle astronomischen Erscheinungen durch das Uhrwerk geregelt und gezeigt wissen wollte. So hat denn die quadratische Deckplatte des kastenförmigen Gehäuses auf Tafel 23 außer dem größeren Zifferblatt der Stunden noch vier kleinere Kalenderzifferblätter. Auf der Mitte jeder dieser fünf Scheiben steht eine silberne gegossene Figur, die größere in der Mitte Saturn mit Sense, die vier kleineren mit Stäben, als Uhrweiser. Auch dies sind noch Inventarstücke des 16. Jahrhunderts. Der auf vier Kugeln stehende Kasten ist an den vier Ecken mit noch größeren in Silber gegossenen Gestalten der vier Jahreszeiten geschmückt. Zur Verzierung der vergoldeten Flächen dagegen dienen aufgelegte Zweige aus weißsilbernem Filigran, eine bei solchen Werken sonst nicht verwendete Verzierungsart, die den Urheber ziemlich unabhängig zeigt von der Ornamentation der Zeit. Lediglich die Verzierung der vier kugelförmigen Füße verrät in den weichen Formen getriebener Muscheln den Zeitstil, die Säulen, die an der Mitte jeder Seitenwand als Träger der kleineren Uhrscheiben vorgesetzt sind, haben dagegen fast klassizistische Kandelaberform. Der Künstler war offenbar in der figuralen Kleinplastik antikisierender klassizistischer Gewandfiguren ungleich stärker begabt. Wir dürfen auch ihn in Augsburg suchen, wo das Uhrwerk von Christoph Ullmeyer hergestellt sein soll.

Das Uhrwerk des Augsburger Meisters Jakob Mayr auf Tafel 24 verrät dagegen in ihren mit reichem Akanthuslaub überdeckten Flächen des Kastens einen völlig in der Ornamentik des 3. Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts aufgehenden Silberschmied als Mitarbeiter, dessen Meistermarke aber bisher noch nicht mit einem bestimmten Namen verbunden werden konnte. Das Uhrwerk zeigt lediglich die Stunden an, Kalender und Astrolabium verschwinden von jetzt ab. Der Gregorianische Kalender wurde gedruckt, die Uhr war jetzt so zuverlässig in ihrer Stundenangabe, daß die Kenntnis vom Aufgang und Niedergang der Gestirne an Interesse verlor. Die Formen des Kastens sind bewegter mit einem geschweiften, breit ausladenden Sockel, den an den Ecken abgeschrägten Wänden des Kastens und der darüber gelegten Deckplatte aus Silberblech, alsdann in gleicher verjüngter Form mit einem flachen Aufsatz, dessen Seitenwände wieder mit einer flachen dünnen überragenden Deckplatte abgeschlossen werden, die obenauf das Zifferblatt trägt. Während hier noch wieder das gegossene