Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/154

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und in Reiterdenkmälern verewigen und so sind auch die Kabinettstücke, wie der Kameo mit dem Brustbildnis des römischen Kaisers Octavianus Augustus auf Tafel 48, ebenso ganz unzweideutig der Obeliscus Augustalis auf Tafel 44 im Grünen Gewölbe zur Erhöhung seines Ruhmes aufgestellt worden. Andere deutsche Fürsten, wie z. B. die bayerischen Kurfürsten, die nicht weniger eifrige Sammler meist moderner, geschnittener Steine waren, haben diese wohlgeordnet in Schubladen aufbewahrt und so liegt noch heute diese Sammlung im Münchner Münzkabinett wenig beachtet. August der Starke verwendet seine Steine ausschließlich zur Ausstattung von Ziergegenständen aller Art und stellt diese zur Besichtigung den Besuchern seiner Sammlungen vor Augen, darum enthält auch das Dresdner Münzkabinett nicht ein einziges Stück jener Gruppe von Werken, die vom 16. bis in das Ende des 18. Jahrhunderts ungezählten, meist unbekannt gebliebenen Kunsthandwerkern ihre Entstehung verdankt.

Von jeher hat der Kameo mit dem lorbeergekrönten Profilbrustbildnis eines antiken Herrschers auf Tafel 48 als der des Kaisers Octavianus Augustus gegolten und der Vergleich mit dessen authentischen Bildnisdarstellungen läßt die Zuweisung auch als zutreffend erscheinen. Ebenso ist der Kameo auch stets als antike Arbeit bezeichnet worden, doch finde ich das Werk in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen der antiken Steinschneidekunst nicht erwähnt, es ist ja immerhin möglich, daß man im Grünen Gewölbe ein Werk antiker Kunst nicht vermutet hat. Das Stück besteht aus vier verschiedenen Teilen, einer ovalen glatten Onyxplatte, auf die das Bildnis aufgelegt ist, und zwei Intaglien, die in sie eingelassen sind. Mag nun das Ganze echt oder eine neuere Nachahmung sein, für August den Starken war das Bildwerk ein Sinnbild höchster menschlicher Macht und Vollkommenheit und es sollte dazu anregen, in ihm selbst die gleiche Offenbarung zu erblicken. So hat es von M. Dinglinger die dazu dienende Aufmachung als Kabinettstück erhalten. Auf den Stufen des Sockels weist, in Elfenbein geschnitzt, Herkules, des Fürsten anderer Genius, auf sein Herrschervorbild hin, und die Gruppe der Elfenbeinfiguren rechts auf den Stufen mit dem gekrönten Monogramm A R läßt uns nicht im Zweifel darüber, daß wir in dem Kameo des Kaisers Augustus das Symbol Augusts des Starken erblicken sollen. Man mag über den Geschmack dieser Anspielungen urteilen wie man will, in formaler Hinsicht muß auffallen, wie stark dieses Kabinettstück von den vorangegangenen Zierschalen im Aufbau