Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/19

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für die Bilder der französischen Schulen den Namen des „Französischen Pavillons“ erhielt.

Somit war das Material an Arbeiten aus Elfenbein, das bisher zwischen den Geräten, Gefäßen, Figuren und Kabinettstücken verstreut weniger nach seiner stofflichen als nach seiner zwecklichen und ästhetischen Bedeutung untergebracht war, so vermehrt, daß es geboten schien, ihm einen eigenen Raum mit selbständiger Ausstattung zu gewähren. Aber erst ziemlich ein Jahrhundert später war die Ordnung dieses Zimmers so weit festgelegt, daß man ihr in einem eignen Inventarband gerecht wurde. Dieser, 1819 datiert, ist eine Arbeit des Inspektors Geh. Cämmerierers Laurens Orlandi und von dem Oberkammerherrn Frh. von Friesen abgenommen. Er trägt die Namen sämtlicher Inspektoren des 19. Jahrhunderts von Orlandis Nachfolger Fr. Anton Kühne an, Moritz Schultze, Adolf Frh. von Landsberg, dem Verfasser des ersten Führers (1831), Carl Th. Chalybäus, Dr. I. G. Th. Gräße, dem wir die erste Bildpublikation, das Album mit 100 Tafeln 1877 verdanken, Julius und Albert Erbstein, durch deren Führer, 1884, die wissenschaftliche Bearbeitung der Schätze in ein neues Stadium getreten ist. Als Nachfolger Julius Erbsteins, der nach dem frühen Tode des Bruders bis 1908 die nunmehrige Direktion führte, erscheint J. L. Sponsel. Sein im Jahre 1913 erschienener Führer (2. Aufl. 1921) lieferte den Text der Tafeln der Bände 1–3 dieses Werkes und bildete nicht nur die Grundlage der wissenschaftlichen Erläuterungen, die der Bearbeiter selbst den Tafeln vorausschickte, sondern auch den Ausgangspunkt aller kunstgeschichtlichen Kritik, die von nun an mehr und mehr auch die weniger berühmten Stücke der Sammlung zu behandeln bestrebt war.

Von den 427 im Inventar der achtziger Jahre verzeichneten Stücken des Elfenbeinzimmers, denen im Inventar des Jahres 1819 339, zusammen mit den bis 1876 gehenden Nachträgen 501 Stück vorangehen, sind im Verlaufe der Neuaufstellungen eine Unzahl, hauptsächlich aus dem Gebiete der figürlichen Kleinkunst, in das 3. Zimmer (Emaillenzimmer) gelangt. Das betraf vor allem die Erzeugnisse des 18. Jahrhunderts. Denn hier zog die Lust an der sinnlichen Anmut des festen und zugleich liebenswürdigen Stoffes, dessen gilbliche Urfarbe doch auch jede andere Tönung willig aufnahm, zugleich aber in ihrer Neutralität sowohl dem Edelmetall, Gold und Silber wie dem Farbenreiz der kostbaren Steine und des leuchtenden Email eine angenehme Folie bot, auch das Elfenbein für die mannigfaltigen Aufgaben der Kleinplastik mit heran. So entstand die