Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/35

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Dem gelehrten Dr. Paschke, der bei einer Beschreibung des Bernsteinkabinettes in Königsberg das edle Material von der Ostseeküste so zum Gegenstand seiner frommen Betrachtung macht, ist in Dresden ein anderer Forscher gefolgt. Nachdem August der Starke den noch unvollendeten Zwinger 1728 den naturwissenschaftlichen Sammlungen, der Bibliothek, dem Münz- und dem Kupferstichkabinett sowie der Kunstkammer eingeräumt hatte, wurde die Sammlung der Bernsteine von dem Elbinger Nathanael Sendel 1742 in einer lateinischen Abhandlung: „Historia Succinorum corpora aliena involventium etc.“ insbesondere nach ihrer naturgeschichtlichen Seite hin untersucht. Schon 1728 erhielt sie ihren kostbarsten Zuwachs durch ein Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der seinem alten Verbündeten den großen Bernsteinschrank (III, 88) übersandte. Dieser fand in dem neu eingerichteten Bernsteinkabinett im südwestlichen Pavillon des Zwingers seinen Platz. Es war der nördlichste der Räume, die sich im Erdgeschoß unter dem Mathematisch-Physikalischen Salon zwischen die „Animalien-Galerien“ einfügten. Sein Gegenstück bildete, südlich der „Grotte“, das Korallenkabinett.

In dem „Novum Inventarium Collectionis Succinorum“, das der Vorstand der naturwissenschaftlichen Museen, der königliche Leibarzt Johann Heinrich von Heucher, 1730 verfaßte, werden sowohl die beiden Glasschränke mit den hunderten von Versteinerungen wie auch der Inhalt des genannten Meisterstücks Danziger Handwerkskunst genau beschrieben. In achtzehn Schubladen finden sich 212 Stück, darunter als künstlerisch behandelte Gebrauchsgegenstände: Solitaire oder Grilen-Spiel, Tschackan-Knopf, Schreibzeug, Stock-Knöpfe, Armbänder, Etuys, Pomade- und Gold-Pulver-Dosen, Tabak-Stopfer (in Form von Frauenbeinen), Tabattieres, Schachspiel. In der Mitte des Schrankes erblickte man eine Statue; diese ging verloren, als der Schrank bei dem Bombardement Dresdens ins Archiv geschafft werden mußte.

Dieser große Schrank, der nur in Berlin und Braunschweig Gegenstücke besitzt, blieb nicht das einzige Geschenk des Stammlandes der Bernsteingewinnung. Im Februar des Jahres 1742 verehrte Friedrich der Große dem sächsischen Kurfürsten ein Schränkchen mit einem Kruzifix. Daß diese Gabe mit dem kleinen Schrank (III. 248) und dem kleinen Kruzifix (III. 88 66) identisch ist, darf man aus der Mitteilung des Inventars von 1819 entnehmen, wonach diese Stücke 1789 aus dem „Alten Naturalien-Kabinett“, der sogen. Galerie des Sciences, an das Grüne Gewölbe abgegeben worden sind. Die Vorliebe für das Produkt der ostpreußischen