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Und dann standen sie droben vor einem der versteckten Fenster der großen Wohngrotte Evys und regten sich nicht. Sie vernahmen Evys leises, zärtliches Flüstern. Sie verstanden nicht alles, denn die Herrin der Tabu-Insel weinte und schluchzte zwischenein.

Harry Helger erbleichte, biß die Zähne in die Unterlippe und hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Es gab ja Erinnerungen, die gerade jetzt durch Evys zärtliches Flüstern in ihm mit so erschreckender Deutlichkeit wieder auflebten, daß er sich einen Schwächling schalt.

„Mein Liebling, was alles habe ich deinetwegen gelitten!“ ertönte nun die tränenerstickte Stimme von neuem. „Ich habe ja nur dich – dich – und den treuen Alten!“

Pause. Das klare Geräusch eines Kusses wurde vernehmbar.

Helger zog Brack beiseite und kehrte um.

„Kommen Sie, Brack! Es widert mich an, diese Frau zu belauschen! Heute bin ich zu weiteren Unternehmungen unfähig. Das Kanu haben wir ja.“

Auch Brack fühlte jetzt gegen Evy eine geringschätzige Abneigung, die nichts mehr mit seinem Ärger über ihr herrisches Auftreten zu tun hatte. Gerade weil sie sich hier Rechte anmaßte, die ihr keineswegs zustanden, und weil nun feststand, daß sie hier auf der Tabu-Insel mit ihrem Liebhaber zusammenhauste, hatte sie allen Anlaß, bescheiden und ohne diese bewußte Hervorkehrung

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)