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mehr und weit Heimlicheres und Klügeres, um dem Morden der Kinder Einhalt zu tun.

Alles, was hier über die Maßnahmen der Marquesaner zur Verhütung der Übervölkerung ihrer Inseln geschildert ist, war einst in veränderter Form, aber in derselben zielbewußten Grausamkeit auf den meisten Inselgruppen der Südsee anzutreffen. All dies widerlegt schlagend die süßlichen Schilderungen von Schriftstellern, die über die Südsee und ihre in „engelhafter“ Unschuld einst dahinlebenden Bewohner ihren Lesern nur Märchen auftischen.

Jene „Eilande der Seligen“ waren und sind in Wirklichkeit keineswegs Stätten der stillen, behaglichen und durch eine wunderbare Natur verschönten Lebensfreude.

Nein, wer sich die Mühe nimmt, den Dingen aus den Grund zu gehen und ein ehrliches Bild dieser Gestade der früheren Menschenfresser zu entwerfen, findet in den Reisebeschreibungen so einwandfreier Berichterstatter, wie etwa Cook, Stevenson und andere es sind, so viele Züge einer uns Europäern unbegreiflichen und doch entschuldbaren Härte und Brutalität, daß man an das Wort von einer ausgleichenden Gerechtigkeit erinnert wird, denn dieselben Inseln, die einst den Kindermord zum Gesetz erhoben, wurden später durch ansteckende Krankheiten, besonders durch die Blattern, derart entvölkert, daß die neuen weißen Gebieter alle Mühe hatten, die Geburtenziffer wieder zu heben.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)