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obwohl er schon jetzt voraussah, wer als Sieger das Feld behaupten würde: Niemals Harry Helger! Harry würde sich schon zu Evy zurückfinden!!

„Sieh mal, Bärbchen[1]“, meinte Evy mit weiten Augen, die irgendwohin in die Vergangenheit gerichtet waren, „wahre Liebe kann nur ausreifen, wo ein Mann die Möglichkeit zu Vergleichen hat. Ebenso ein Mädchen. Damals auf Maloha war ich die einzige Weiße, und die unglückseligen Verhältnisse trieben mich zu Harry. Nicht er erklärte mir seine Liebe, sondern ich warf mich ihm an den Hals. Heute überschaue ich all das nach dieser letzten Nacht, wo ich kein Auge zutat und nur gerecht mit mir selbst zu Gericht ging, besser denn je. Heute sage ich: Harry mußte mich ja nehmen und mich …“ – sie wurde sehr rot und schwieg, fuhr dann aber tapfer fort: „Harry wurde mein Liebhaber für die eine Nacht. Ich war verzweifelt und flüchtete in seine Arme, – ich liebte ihn, aber er – er hatte doch keinen anderen Ausweg als den, – schon um mich aus Zartgefühl zu täuschen, die Liebkosungen zu erwidern. Nun mag er zusehen, daß er den wahren Lebensinhalt findet in der ungezwungenen Neigung zu Marga, nun wird der Kampf um Marga die Herzen klären. Aber das eine verlange ich von dir, Barb: Nie darfst du Harry auch nur im geringsten andeuten, daß, nun, du weißt, was ich meine!“

Der Alte nickte sinnend und lächelte dabei verstohlen. Er war welt- und menschenkundiger als seine liebe eifersüchtige Herrin.

  1. Vorlage: Bärbel, siehe Seite 169.
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)