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hätten ihn ausgelacht, ihre Liebe war anderer Art, gröber, war nur Sinnlichkeit und nur Gemeinsamkeit der Interessen. Man bedauerte Rose. Tim betrank sich nicht und spielte nicht und suchte nicht anderswo Trost, – nein, er saß Tag für Tag in seinem Boot und fuhr auf dem Bodden umher und angelte und grübelte: Er hatte ein Gespenst im Hause, und er vermochte es nicht zu bannen, er dachte nur immer an die kluge, grauhaarige Frau im Film, die dem Enkel abrät, die Frau zu freien.

Seine Freunde schalten auf ihn, und das ganze Dorf nahm gegen ihn Partei, obwohl Rose sich nicht beklagte. Vielleicht litt auch sie: Sie zeigte es nicht, sie war zu herb, zu verschlossen!

So zerbrach die Ehe. Tim war innerlich einsamer denn je, Tim haderte mit dem Geschick und mit sich selbst, weil er etwas Halbes gegriffen hatte – also nichts – für ihn nichts!!

Dann ging er bei Nacht und Nebel davon, als er Rose wiederum zu überlisten trachtete, damit sie endlich preisgäbe, wer ihr mehr galt, der Tote oder der Lebendige. Sie war noch scheuer geworden. Tim wurde heftig, verlor die Nerven und schrie ihr sein Leid ins Gesicht. Schweigend entfernte sie sich aus dem Schlafzimmer. Morgens war Tim auf hoher See.

Und all das mußte er hier Marga erzählen und bei aller Ehrlichkeit die Worte behutsam abwägen, denn sie war ein Mädchen ohne Erfahrung, was Liebe und Ehe bedeutet.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)