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Dann kam eine kurze Pause in diesem grausigen Spiel der Naturgewalten. Da sah er auch die nahen hohen Felsgestade und riß die brennenden Augen noch weiter auf.

Hier inmitten der niedrigen Inselgruppen derartige steile und himmelhohe Felsufer?! Hier, wo es doch nur Atolle gab oder geben sollte?!

Er seilte sich an. Er sprach zu dem Boy. Pei Feng hatte wieder Mut geschöpft. Sein Vertrauen zu Brack war grenzenlos. Brack bekam ganze Ladungen Wasser in den Mund. Er mußte brüllen. Er brüllte, und der Boy grinste und zeigte die gelben Zähne …

Tim Brack kroch auf allen Vieren vorwärts, klammerte sich überall fest, wo er sich nur irgend festhalten konnte. Aber das Meer und der Sturm und die böse Schlagseite des Wracks der Maryland machten diesen Weg zu den Achterkabinen zu einer immerwährenden Kraftprobe zwischen Mannesmuskeln und der Mordgier der angeblich so wundervollen Südsee. Brack zwängte sich durch Trümmermassen des Deckhauses hindurch und bekam Ohrfeigen vom Meer und von Balken und Brettern, daß ihm zuweilen die Sinne zu schwinden drohten. Er verdoppelte seine Anstrengungen und taumelte nun den Kabinengang entlang, der voller Wasser stand und so schräg lag, daß Brack an der Backbordseite sich weitertastete wie auf einem zweiten Fußboden. Bis zu den Knien reichte ihm das schwappende Naß. Er planschte darin umher und fand alle Türen offen, fand niemanden mehr.

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)