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emporklettern und sich krümmen und zu Gischt werden. Sah sie zurückgleiten in den Schoß ihrer Urmutter Ozean und von neuem aufsteigen und abermals anrennen gegen das hohe, felsige Vorgebirge dieser Insel, die wie mit einem Steinwall umgürtet schien, soweit er dies feststellen konnte, – mit einem unersteigbaren Wall von schwarzem vulkanischen Fels, an dem sich hellere Lavabänder wie schillernde Bäche abwärts zogen und in den hier und dort Riesenstücke von silbergrauem Bimsstein eingebettet waren wie Farbtupfen.

Seine Blicke nahmen das alles wahr, doch sein Hirn hatte keinen Anteil daran. In diesem klaren, nüchternen und den Illusionen des Lebens verschlossenen Kopf eiferte nur die eine Frage: „Was ist aus Marga Alting geworden?! Was ist aus Marga geworden?!“

Allmählich wurde er sich dieses unermüdlichen Gedankenspiels um ein Mädchen bewußt, mit dem er doch nur ein paar Minuten dort auf der Brücke in Sidney gestanden und so ernst gesprochen hatte. – „Nur?!“ fragte er sich. „Nur?!“ – Was will es besagen, ob es Minuten oder Tage oder Wochen sind?! Bei dem nie völlig zu begreifenden Wunder des Aufkeimens von Gefühlen, die nachher einen so unbegreiflich hartnäckigen und entscheidenden Bestand haben, sprechen Zeitabläufe überhaupt nicht mit. Hatte nicht er selbst damals daheim gewählt und geprüft und gezögert und immer wieder gezögert und schließlich nur deshalb sich entschieden, weil er mit seiner Draufgängernatur

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)