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tun hatte. Er liebte und wußte doch, daß er mit dieser Erkenntnis zugleich die andere des ewigen Verzichtens verbinden mußte. Und trotzdem war er glücklich. So glücklich, wie nur ein Mensch sein konnte, der plötzlich eine Fessel in seiner Seele gesprengt sieht und nun wieder freier atmen kann, – freier, weil jene oft bis zur Verachtung sich steigernde Gleichgültigkeit den Frauen gegenüber geschwunden ist.

Marga Alting hatte dieses Wunder vollbracht, und das gab seiner Liebe den wertvollsten Gehalt der Dankbarkeit. –

Eine halbe Stunde drauf setzte die Ebbe ein, und der Wind drehte wieder in die für diese Jahreszeit übliche Passatrichtung – nach Nordost. Zusehends flaute nun die Brandung ab, die Wogen wurden zahmer und zahmer, und unter der Maryland erschien in der Tiefe das andere Wrack, in das der Dampfer eingebettet lag wie in ein weiches Dock. Je mehr jedoch das Meer zurückwich und so dem Dampfer die Hauptstütze raubte, die ihn in diesem Dock schwimmfähig gehalten, desto stärker rutschte die Maryland nach der offenen See zu in ihr Element zurück und mit ihr auch die morsche Stütze des halb verfaulten und kieloben seit Jahrzehnten unstät umhertreibenden Holzschiffes, das der Größe nach ein Dreimaster gewesen sein mußte.

Brack und Pei Feng standen bereit zum Absprung. Als der Dampfer mit einem fast menschlich klingenden Stöhnen und Ächzen sich vollends auf

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)