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zu bringen, welche der Vortrefflichkeit Eurer Thierzeichnungen gleichkommen. Ihr hättet sonst in der Scene von gestern mit der Donna Mencia einen unübertrefflich schönen Stoff, der Euch um so mehr begeistern müßte, als Euer Herz dabei ins Spiel gekommen ist.

Snyders erröthete tief: das Geheimniß seiner Liebe war verrathen, und mehr bedurfte es bei dem mächtigen, finstern Grafen Lerma nicht, um die kaum geknüpften Bande zweier liebenden Herzen mit unerbittlicher Faust zu zerreißen . . .

Gleich nach der Rückkehr des Hofes nach Aranjuez setzte er es bei dem schwachen Philipp durch, daß Donna Mencia d’Albucalde in das Kloster zum Herzen Unsrer lieben Frau der Rettung in Sevilla geführt wurde, wobei der Habsüchtige sich zugleich des größten Theils der Besitzungen seiner unglücklichen Mündel bemächtigte.

Franz Snyders malte außer dem Bärenkampfe nur noch einige Stücke für Philipp III. Dann kehrte er traurig in die Heimath zurück. Es litt ihn, seit Donna Mencia ihm verloren ging, nicht mehr in Spanien.




Die Wahrsagerin.
Gemälde von Franz van Mieris.

Im Jahre 1667 war „Whitehall“, London, glänzender, als vielleicht jemals später.

König Carl II., oder richtiger seine Freundin, die schöne Herzogin von Portsmouth, berüchtigten Andenkens, hielt in Whitehall Hof und hier war’s, wo die ungeheuren Summen verschwelgt wurden, die Carl dem Parliamente abpreßte.

England war in Gefahr, aber in Whitehall lachte man darüber. Frankreichs Flotte unter D’Etrées, Hollands stolze Segler unter de Ruyter und Cornelius de Witt herrschten auf den Meeren. Der britische Stolz empörte sich gegen die Demüthigungen, welche England, nicht etwa durch seine Schwäche, sondern durch das Verschulden seines Monarchen erlitt.

Carl II. dagegen ließ sich darüber durch die frivolen Witze seiner ausschweifenden Gesellschafter so gut als möglich trösten. Dennoch war er nicht ganz und gar so unverschämt, um nicht immer noch etwas thun zu wollen. Er verlangte, als die Friedensunterhandlungen zu Breda zwischen England und den Niederlanden einen zweifelhaften Erfolg in Aussicht stellten, vom Parliamente außerordentliche Credite, um die fast bedeutungslos gewordene englische Flotte gegen die Generalstaaten in wehrhaften Stand zu setzen. Das Parliament, schon hundert Mal durch Carl’s Vorgeben getäuscht, bewilligte abermals die Summe, welche der König verlangte, obgleich voraus zu sehen war, daß diese Gelder der Flotte nicht zugewandt, sondern in größter Geschwindigkeit verschwendet werden würden. Dieser letzte Umstand ließ wirklich nicht lange auf sich warten.

Ein prächtiges Fest der Herzogin von Portsmouth war zu Ende. Die Geladenen entfernten sich; denn es war fünf Uhr Morgens. Die Königin dieser Nacht verschwand. Man

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)