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und zwar mit sechs Kriegsschiffen. Brakel erreichte Rochesters Yacht vor Sheerneß; der Graf kam schwimmend ans Land, während der Holländer das Schiff und seine stolze, kühne Geliebte nahm. An ihrem Arme betrat Moritz Brakel das Verdeck des Cornelius de Witt, welcher dem Braven um den Hals fiel und in der Freude seines Herzens rief:

– Du hast sie zu guter Prise gemacht, Du hast sie den Händen dieses Bösewichts entrissen: Minna de Witt sei die Deine . . .

König Carl und Buckingham und Shaftesbury waren zu Sheerneß, als der Graf Rochester, triefend wie eine Meerkatze, aufs Schloß kam. Das Bombardement begann soeben und Carl II., kein Freund von dergleichen Spielen, war im Begriff, sich mit seinen Begleitern und Dienern in die bereitstehenden Kutschen zu werfen.

John erschien.

– Wo ist der Friede? rief ihm Carl wüthend entgegen, auf eine über den Schloßhof in weitem Bogen hinsausende Bombe zeigend.

Ah, Devil! rief Rochester.

– Wo hast Du die Dukaten der Holländer, Bajazzo?

– König Carl, höre mich doch! rief Rochester, während Buckingham unmäßig lachte.

– Wo ist die Schönste der Schönen Niederlands? rief Carl abermals.

– Das war’s eben! erwiderte Rochester. Und hätte ich nur gesiegt in dem einen Punkte, so wollte ich ruhig sterben . . .

– Fahr zu, Kutscher! rief der König, und die Wagen rollten fort, indeß der triefende Rochester allein stehen blieb.

Hierauf machte John die furchtbare Satyre: „Die Wiedereinsetzung, oder die Geschichte der Albernen“ gegen König Carl, weshalb er auch lange Zeit in Ungnade fiel.

Die Holländer aber kamen bekanntlich bis Upnore hinauf. Brakel war derjenige, welcher über die bei Medway über den Fluß gespannte Kette segelte und eine Fregatte eroberte.

Nach der Heimkehr der Flotte in den Texel verheirathete sich der Capitain mit der Geliebten. Minna de Witt aber ließ sich zum Andenken an den von der Wahrsagerin herbeigeführten Umschwung ihres Lebens sammt der Jüdin, die dennoch richtig prophezeihte, in eben der Situation malen, welche dem Augenblicke ihres Scheidens aus dem väterlichen Palaste vorherging.




Die Madonna mit dem Kinde.
Von Murillos.

Die an Poesie und Romantik reiche iberische Halbinsel nimmt in dem glänzenden Reigen der Malerei eine nicht unwichtige Stellung ein.

Der hellleuchtendste Stern unter den Heroen der spanischen Malerschule ist zweifelsohne derjenige des Bartolomeo Esteban Murillos. Dieser Fürst der spanischen Maler ward

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)