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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

alles, zwar oft flüchtig, aufgeschrieben, doch ordentlich in Heimathsgegenden eingetheilt, zusammen liegen, und kann euch wenigstens vorerst das geben, was ihr vorerst haben müßt, denn von der Eintheilung des ersten Bandes weiß ich noch nichts. Es sind manche hübsche; hier in Berlin sind mir auch ein Paar zugekommen.“

Ungesäumt schrieb Wilhelm aus Kassel schon am 26. Februar zurück: „Unsre Sagen sind schon zum Drittel gedruckt, willst Du uns dazu geben, so schick uns unverzüglich, wir bitten Dich recht sehr darum. Abtheilungen sollen erst nach dem Schluß des Werks erfolgen und jetzt geben wir die Sagen nur in einer gewißen natürlichen Folge. Das Buch wohlfeil zu machen, liegt blos in den Händen des Verkäufers und wohl in der gegenwärtigen Beschaffenheit des Buchhandels. Daß es ein Volksbuch werde, ist unser großer Wunsch, wir können aber nur sorgen, daß innerlich kein Hinderniß sey.“ Und Jacob fügte am Schlusse des Briefes „noch näher“ hinzu: „Der erste Band der deutschen Sagen wird etwa 300 Stücke enthalten, worunter also viel kleine. Soviel haben wir bereits zusammen. Es sind lauter örtliche Sagen von Riesen, Zwergen, Teufelsbau, versunkenen Städten und Menschen, wüthendem Heer und dgl. Alles getreu und wahr ohne Zusatz. In den zweiten Band sollen die schon an historische Namen geknüpften Sagen.“

Unter dem 4. März 1816 schickte Ferdinand seinen Brüdern von sich den „Anfang der Volkssagen“ und schrieb dazu: „Ihr seht, daß ich alles untereinander aufschreibe, wie ich es zusammen liegen habe … Die kleineren Sagen will ich jedoch zu Ende nachbringen, auch dann die des Auslandes. Sollte euch diese und jene schon bekannt (sein), so thut es ja nichts – ich will nächstens die Fortsetzung schicken.“ Er fragte noch: „Wo und wie werden die Sagen gedruckt?“ Und am 12. März meldete er den Brüdern: „Hier die Fortsetzung der Sagen.“

Darauf Wilhelm am 7. April 1816: „Lieber Ferdinand, Deine sämmtlichen Beiträge zu den Sagen sind richtig nacheinander angelangt, wir haben sie soviel als möglich benutzt, wie Du in dem Buche sehen wirst: Schade, daß wir einige nicht früher erhalten hatten. Es sind jetzt schon 22 Bogen gedruckt, es wird wohl an 30 geben, dazu in gr. 8. Ich würde das Buch, wie alle, an Reimer gegeben haben, wenn ich nicht gerade, als es fertig war, lange auf Antwort gewartet, da wollte ich ihm nicht wieder einen Brief, dazu mit einem Antrag, schreiben, und bot es Nicolai an, der ohne weiteres bereitwillig war. Das Buch wird in Göttingen gedruckt, damit wir die Correctur besorgen können.“

Wie es üblich ist, waren die Aushängebogen vom Göttinger Drucker Röwer der Verlagshandlung zugeschickt worden. Die

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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)