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Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

Über diesem Werk habe ich Tag und Nacht geseßen und es ist mir viel werth. Ich berechne es auf zwei starke Octavbände, die lauter neue Untersuchungen mit steten Belegen liefern. Wollen Sie es unter folgenden Bedingungen, von denen ich nicht leicht abgehen werde, übernehmen? Sie sind der erste Buchhändler, mit dem ich darüber spreche.

1) Der Druck des ersten Theils, der die Declinationen und Conjugationen enthalten wird (für jede Zeit der deutschen Sprache, auch mit Erläuterung der angelsächsischen und nordischen) muß binnen Monatsfrist beginnen und ich die Correctur selbst besorgen, denn es kommt auf eine Menge genauer und correcter Citate an. Dieser erste Band wird, soviel ich sehen kann, wenigstens 40. Bogen in sparlichem Druck und groß 8. ausmachen. Der zweite Band, enthaltend das übrige, namentlich Syntax, erfolgt erst nach zwei Jahren.

2) für den ersten Band nehme ich durchaus in dieser Auflage gar kein Honorar, halte mir aber aus, daß nur 250 Exemplare gedruckt werden. Deshalb kommt es mir auf einen redlichen Verleger an. Für die zweite Auflage hingegen bedinge ich mir drei Friedrichsdor p. Bogen aus.

3) für den zweiten Band, gleich bei der ersten Auflage, zwei Friedrichsdor p. Bogen.

Hiermit glaube ich alles vorzuschlagen, was bei der heutigen Lage des Buchhandels ein Schriftsteller, dem an der ungehemmten Erscheinung seines Werkes liegt, vorschlagen muß.

Ihre Druckkosten p. Bogen rechne ich auf 6 [F.][WS 1], macht 240 [F.], laßen Sie uns aber, weil es auch mehr als 40 Bogen seyn können, annehmen 300 [F.]. Diesen ersten Band setzen Sie im Preis 2½ [F.] bis 3 [F.], wir wollen also den Werth und Erlös dieser 250 Ex. zu 700 [F.] anschlagen. Verkaufen Sie nur 200 Ex. so sind Sie mir nichts schuldig, haben aber Ihre Kosten doch gedeckt, eigentlich schon mit 100 Ex. Ich glaube aber, daß die 250. bald abgesetzt seyn werden, weil das Buch ein Hauptbedürfniß ist und dient 1) denen, die unsre alte Sprache studiren 2) denen, die unsre heutige Sprache gründlich wißen wollen.

Hierüber antworten Sie mir gefällig sobald Sie Sich entschließen, und falls Sie keine Lust bezeigen, bitte ich der Sache gegen niemand zu gedenken. Wünschen Sie im Fall der Annahme eine Probe in Heinsius Sprachanzeiger eingerückt, so kann es geschehen, doch thue ich es eben nicht gerne.

Mit Hochachtung und Empfehlung 

Ihr ergebenster Dr [Diener]     
Jacob Grimm. 



Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Über Grimms „Deutsche Sagen“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig und Berlin 1916, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Ueber_Grimms_Deutsche_Sagen.djvu/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)